Pandemie der Ungeimpften
Ab Frühjahr 2021 galten für geimpfte und ungeimpfte Menschen unterschiedliche Regelungen. Begründung war, dass es sich um eine “Pandemie der Ungeimpften” handelt. Zudem gab es da auch noch das Versprechen der Regierung, welches lautete: Wer geimpft ist, soll nicht eingeschränkt werden. An dieser Stelle werden die Maßnahmen der Regierung chronologisch der damaligen Berichterstattung gegenübergestellt.
Berichterstattung
Regeln für geimpfte Menschen
Regeln für ungeimpfte Menschen
Ab Sommer 2021 wurde immer wieder über mangelnden Infektions- und Fremdschutz berichtet: Zahlen in Israel weisen offenbar auf geringeren Schutz vor Infektionen durch Biontech/Pfizer hin (Der Standard, 26.07.2021). Krank trotz vollständiger Impfung (ORF 30.07.2021). Auch geimpfte Menschen sollten sich regelmäßig testen lassen (Dr. Fauci, 03.08.2021). 1.656 Erkrankungen trotz vollständiger Impfung (ORF 04.08.2021). Viruslast von Geimpften genauso hoch wie von Ungeimpften (Spiegel, 06.08.2021)
Am 19. Mai 2021 wurde die 3G-Regel in der Gastronomie eingeführt. Geimpfte und genesene Menschen waren damit von der Testpflicht ausgenommen (Vienna Online).
Ab 5. Juni galt für geimpfte Menschen die K2-Regelung, dh sie wurden automatisch als Kontaktpersonen der Kategorie 2 eingestuft und unterlagen somit keiner Quarantänepflicht mehr, wenn sie Hochrisikokontakte hatten (ORF Wien).
Ab 19. Mai 2021 wurde die 3G-Regel in der Gastronomie eingeführt. Ungeimpte Menschen unterlagen somit einer Testpflicht (Vienna Online).
Für ungeimpfte Menschen galt die K1-Regelung, dh wer mehr als 15 Minuten in weniger als zwei Meter Abstand mit einem Infizierten verbrachte, musste in Quarantäne. Ungeimpfte Kinder mussten zu Hause bleiben, wenn ein Kind in der Klasse ein positives Testergebnis hatte.
Am 30. Oktober gab ein Vertreter der Med Uni an, dass zunehmende Aufnahmen Geimpfter auf den Intensivstationen belegen, dass die Infektion auch unter Geimpften zirkuliert und dass auch hier schwere Verläufe möglich sind (Kurier, 30.10.2021). Die Tiroler schlugen bei der Kommission Alarm, weil sich 2/3 der geimpften K2-Personen in Tirol mit COVID-19 angesteckt hatten und forderten, die Rückstufung geimpfter Personen auf nur Kontaktperson 2 auf Basis dieser Analyse nochmals zu überdenken (Kurier, 30.10.2021).
Die Presse schreibt über die im Oktober erschienene Studie: Den endgültigen Beweis dafür, dass sich auch Geimpfte infizieren und andere anstecken können, dass die Impfungen also nicht zu einer sterilen Immunität führen, erbrachte eine britische Studie, die im Oktober in der renommierten Fachzeitschrift „The Lancet“ veröffentlicht wurde (Die Presse, 23.12.2021).
Am 2. November lautete der Leitartikel in der Presse: Ansteckende Geimpfte. Regeln für Kontaktpersonen nicht mehr haltbar. Darin stand zu lesen: Die jüngsten Erkenntnisse sind eindeutig und sprechen gegen eine automatische Herabstufung von K1 zu K2 für Geimpfte sowie Genesene (Die Presse, 02.11.2021).
Am 4. November forderte der Salzburger Infektiologe Richard Greil eine Testpflicht auch für Geimpfte, insbesondere für sensible Bereiche, wie zB Spital und Veranstaltungen (Kurier, 04.11.2021).
Geimpfte Menschen blieben von der Testpflicht ausgenommen.
Für geimpfte Menschen galt weiterhin die K2-Regelung; Sie unterlagen auch dann nicht der Quarantänepflicht, wenn sie Hochrisikokontakt hatten und zB mit einer erkrankten Person zusammenwohnten.
Ungeimpfte Menschen unterlagen der Testpflicht (3G-Regelung).
Für ungeimpfte Menschen galt die K1-Regelung. Sie unterlagen der Quarantänepflicht, wenn sie Hochrisikokontakte hatten, also mehr als 15 Minuten mit weniger als zwei Meter Abstand mit einem Infizierten verbrachten. Ungeimpfte Kinder mussten zu Hause bleiben, wenn ein anderes Kind in der Klasse positiv getestet wurde.
Am 8. November sagte Krüger gegenüber der Bild: Die Hoffnung dieser Politiker ist es sicherlich, durch ‚2G‘ die Ausbreitung des Virus stärker kontrollieren zu können. Aber so einfach ist das nicht, weil sich immer mehr herausstellt, dass auch vollständig geimpfte Personen das Virus weitergeben können. Wir erreichen durch die Impfung keine sterile Immunität. Es ist, wie Hendrik Streeck es formuliert hat: Die Impfung ist vor allem Eigenschutz, nicht Fremdschutz (Bild, 08.11.2021).
Am 10. November berichtete orf.at über die hohe Anzahl an Impfdurchbrüchen, die insbesondere bei der Altersgruppe der über 60-Jährigen zu beobachten sei (ORF, 10.11.2021). Zugleich sagte Drosten in einem Interview mit der Zeit: Es gibt im Moment ein Narrativ, das ich für vollkommen falsch halte: die Pandemie der Ungeimpften. Wir haben keine Pandemie der Ungeimpften, wir haben eine Pandemie (Die Zeit, 10.11.2021)
Ab 8. November galt die 2G-Regelung: Gastro, Skibetrieb, Theater, körpernahe Dienstleistungen,… stehen nur mehr Geimpften und Genesenen offen (Kleine Zeitung, 05.11.2021). Geimpfte Menschen blieben weiterhin von der Testpflicht ausgenommen. Geimpfte Menschen galten weiterhin als Kontaktperson 2 (keine Quarantäneverpflichtung) bei Hochrisikokontakt.
Während ungeimpfte Menschen nicht einmal bei Vorlage eines negativen PCR-Tests in einem Geschäft Winterschuhe oder für ihre Kinder Schulsachen kaufen oder für eine Stunde zum Friseur durften, war es geimpften Menschen erlaubt ungetestet in Kaffeehäusern zu sitzen, in Thermen zu baden, ihre Angehörigen in Krankenhäusern und Pflegeheimen zu besuchen, … sofern die jeweiligen Einrichtungen nicht von sich aus einen negativen PCR-Test verlangten.
Ab 8. November galt die 2G-Regelung, der sogenannte Lockdown Light für Ungeimpfte. Entweder man war geimpft oder genesen, getestet war keine Option mehr. Ungeimpften Menschen war ab 8. November der Zugang zur Gastro und Hotellerie verwehrt, ebenso zu Geschäften, körpernahen Dienstleistungen, Sportstudios, Skibetrieben, Kinos, Theater, Konzerte und sonstigen Veranstaltungen usw. Auch das Besuchen von Angehörigen in Spitälern und Pflegeheimen wurde ihnen verwehrt (unabhängig davon, ob sie krank/infektiös/getestet waren oder nicht). Für die Arbeit war die Vorlage eines gültigen negativen PCR-Tests notwendig (Kleine Zeitung, 05.11.2021)
Am 15. November schrieb die Kleine Zeitung: Es passt nicht recht zusammen. Einerseits appellieren WissenschafterInnen in einem gemeinsamen Manifest, in internen Papieren, in öffentlichen Interviews, dass ein Lockdown für Ungeimpfte (die durch die weitreichende 2G-Regel ohnehin schon von weiten Teilen des gesellschaftlichen Lebens ausgeschlossen sind) nicht ausreicht, sondern es ua auch umfassender PCR-Testpflichten braucht … (Kleine Zeitung, 15.11.2021). Rosemarie Schwaiger stellt fest, dass der Ton in der Debatte den Schluss zulässt, dass es nicht bloß um Seuchenbekämpfung geht: Wie hart darf man Leute bestrafen, die eigentlich nichts angestellt haben? Ein doppelt geimpfter Partytiger kann größeren Schaden anrichten als ein nicht geimpfter Stubenhocker (Profil, 15.11.2021).
Am 19. November forderte der Virologe Alexander Kekulé, der die Ursache für die Zuspitzung der vierten Corona-Welle darin sah, dass geimpften Menschen vermittelt wurde, sie seien nicht ansteckend: Wir müssen diesen Leuten, die sich zum großen Teil für diese Freiheiten haben impfen lassen, weil man ihnen das versprochen hat, sagen: Tut uns leid. Wir haben es falsch verstanden (ZDF, 19.11.2021).
Geimpfte Menschen blieben von der Testpflicht ausgenommen. Für geimpfte Menschen galt weiterhin die K2-Regelung bei Hochrisikokontakt (keine Quarantänepflicht, wenn sie zB mit einer erkrankten Person zusammenwohnten)
Am 15. November wurde der Lockdown für Ungeimpfte ausgerufen. Ab nun durften sich ungeimpfte Menschen nicht mehr ohne triftigen Grund frei bewegen, sondern nur mehr zu vorgeschriebenen Zwecken außer Haus, zB um zur Arbeit zu gehen, Lebensmittel oder Medikamente zu kaufen. Nehammer versprach, so umfangreich zu kontrollieren wie noch nie: Jedem soll klar sein, dass er von der Polizei kontrolliert werden kann. Bei jeder Kontrolle, auch bei Verkehrskontrollen, soll ermittelt werden, ob der Aufenthalt außerhalb der eigenen vier Wände rechtmäßig ist. Schließlich sei der Lockdown für Ungeimpfte keine Empfehlung, sondern eine Anordnung. In jedem Bezirk sollen sich zwei zusätzliche Streifen ausschließlich mit den Kontrollen beschäftigen. Wer an den 2G-Kontrollen durch die Polizei nicht mitwirkt, muss bis zu 1.450 Euro zahlen. Wer die 2G-Regel in Geschäften oder Lokalen missachtet, muss EUR 500 (Kunde) bzw EUR 3.600 (Betreiber) zahlen (Kleine Zeitung, 15.11.2021).
Ab 22. November gab es einen Lockdown für ganz Österreich. Einreisen nach Österreich bleiben erlaubt, auch Skifahren und Urlaubsflüge ins Ausland (Kurier, 22.11.2021).
Am 26. November berichtete die Kronen Zeitung über die Licht ins Dunkel-Gala im ORF: Während das ganze Land im harten Lockdown verharrt, Konzerte abgesagt und Lokale zugesperrt sind, tanzten Mittwochabend vor laufender Kamera Prominente im Frack zu den Klängen von „Live Is Life“. Mit dabei: Bundespräsident Alexander Van der Bellen, Kanzler Alexander Schallenberg und Vize Werner Kogler (Kronen Zeitung, 26.11.2021).
Am 2. Dezember berichtete der Mitteldeutsche Rundfunk: Zwar helfen die Corona-Impfstoffe, schwere Krankheitsverläufe zu verhindern, doch sie schützen nicht vor der Ansteckung anderer. Aber genau das war lange das Mantra vieler Politiker, Wissenschaftler und Medien (mdr, 02.12.2021).
Ab 22. November gab es einen allgemeinen Lockdown (vierter allgemeiner Lockdown), der für alle galt.
Für geimpfte Menschen endete der Lockdown nach 21 Tagen (22. November bis 12. Dezember 2021).
Ab 22. November gab es einen allgemeinen Lockdown (vierter allgemeiner Lockdown), der für alle galt.
Der Lockdown für Ungeimpfte dauerte insgesamt 78 Tage (15. November 2021 – 31. Jänner 2022), inklusive dem zuvor und danach geltenden Lockdown Light für Ungeimpfte dauerte er 104 Tage (8. November 2021 – 19. Februar 2022).
Am 13. Dezember endete der Lockdown für Geimpfte und Genesene (Der Standard, 12.12.2021)
Am 23. Dezember berichtete die Presse über den endgültigen Abschied von der Idee einer sterilen Immunität: Besonders realistisch war der Gedanke von Anfang an nicht. Im Gegenteil, das Erzeugen einer sterilen Immunität durch die Impfung wäre bei einer durch Tröpfcheninfektion übertragenen Krankheit sogar eine große Überraschung gewesen (Die Presse, 23.12.2021).
Im Januar 2022 zeigte der RKI-Wochenbericht, dass von den dort erfassten Omikron erkrankten Erwachsenen 83 Prozent geimpft und darunter 26 Prozent sogar geboostert waren (mdr, 02.12.2022)
Am 6. Jänner 2022 berichtete der Standard über die explodierenden Zahlen in Skigebieten (Der Standard, 06.01.2022)
Am 18. Jänner stand im Standard: Zentral für die Impfpflicht ist der Impfschutz. Studien zeigen: Der Schutz vor Ansteckungen ist gering geworden (…) Von einer wie auch immer gearteten sterilen Immunität kann also keine Rede mehr sein (…) Laut diesen Daten ist der Impfschutz vor symptomatischen Omikron-Infektionen im Vergleich zum Schutz vor Ansteckungen nur mäßig besser (Der Standard, 18.01.2022).
Am 20. Jänner stimmten 137 der 183 Mandatarinnen und Mandatare im Nationalrat für eine allgemeine CoV-Impfpflicht ab 18.
Ab 13. Dezember 2021 konnten sich geimpfte Menschen wieder frei bewegen. Sie blieben weiterhin von der Testpflicht ausgenommen. Für sie galt weiterhin die K2-Regelung (keine Quarantäneverpflichtung nach Hochrisikokontakt).
Der Lockdown für Ungeimpfte dauerte bis zum 31. Jänner.
Ab 1. Februar galt wieder der Lockdown light für Ungeimpfte (2G): Die Presse berichtete: Der “Lockdown für Ungeimpfte” ist vorbei. Ab Montag können sich Personen, die auf die Impfung verzichtet haben, wieder frei bewegen, ohne eine Strafe befürchten zu müssen. Praktisch sind die Auswirkungen gering, da 2-G in weiten Teilen des öffentlichen Lebens weiter gilt (…) Ungeachtet der Impfpflicht, die de facto ab Februar gilt, werden am 12. Februar die 2-G-Beschränkungen im Handel außer Kraft gesetzt. Wieder eine Woche darauf, am 19. Februar, folgt der gleiche Schritt in der Gastronomie (Presse, 31.01.2022).
Eine andere Sichtweise auf die Zeit der Corona-Maßnahmen in Österreich (Blog-Beitrag von Erwin Thaler vom 06.12.2022)
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