Umgang mit Andersdenkenden
Unzählige Menschen wurden unter Druck gesetzt und/oder aufgrund ihrer abweichenden Ansichten diffamiert, zensuriert, suspendiert, gekündigt, gestraft. Exemplarisch werden an dieser Stelle einige Fälle aufgelistet, die im deutschsprachigen Raum öffentlich wurden und somit von den Leserinnen und Lesern nachrecherchiert werden können.
1
EGLAU Uwe → wurde von der Landespolizeidirektion Wien gekündigt und von der Erzdiözese Wien seines Amtes als Polizeiseelsorger enthoben
Uwe Eglau ist Psychotherapeut und Diakon. Er war ehrenamtlicher Polizeiseelsorger der Erzdiözese Wien sowie Psychotherapeut und Seelsorger bei der Landespolizeidirektion Wien. 2022 wurde er sowohl von der Landespolizeidirektion Wien gekündigt als auch von der Erzdiözese Wien seines Amtes als Polizeiseelsorger enthoben. Grund: Er hat im Namen von 600 Polizistinnen und Polizisten einen Offenen Brief an Innenminister Karner geschrieben, in welchem er deren Sorge um Rechtsstaatlichkeit, Meinungsfreiheit und Grundrechte sowie Gesundheit darlegte, sowie deren Bedenken bezüglich ihrer Rolle: „Wir möchten für die Bevölkerung als ‚Freund und Helfer‘ da sein und ihr nicht bei überwiegend friedlichen Demonstrationen … drohend gegenüberstehen“, stand darin zu lesen, gefolgt von der Bitte, von einer Impfpflicht abzusehen (Die Presse 22.01.2022). Seine Geschichte erzählt Eglau zB im Interview mit Michael Seida (Reiner Wein, 2022).
2
EIGENRAUCH Sylvia → wurde von der Ostthüringer Zeitung fristlos entlassen
Sylvia Eigenrauch war seit fast 35 Jahren bei der die Ostthüringer Zeitung herausgebenden Mediengruppe Funke angestellt und seit 11 Jahren Leiterin der Lokalredaktion Gera, als sie im Februar 2022 gefeuert wurde, weil sie in der Rubrik “Meine Woche” folgendes schrieb: “Mir erzählten Geraer, dass sie in der Breitscheidstraße das erste Mal in ihrem Leben als Nazis und Faschisten beschimpft wurden. … “. Zudem schrieb sie: “Ja, die Demonstrationen sind weiter nicht angemeldet. Doch kein Mensch ist illegal. Das Versammlungsrecht ist ein Abwehrrecht gegen den Staat und dazu gemacht, dass sich Minderheiten Gehör verschaffen können.“ Ihr Arbeitgeber warf ihr vor “Quellen zweiten Grades” genutzt zu haben (“mir erzählten Geraer..”) und „das Versammlungsrecht falsch dargestellt, Rechtsverstöße verharmlost und die Faktenlage nicht richtig berücksichtigt“ zu haben. Mit ihrem Artikel habe sie „in keinster Weise die Belange der überwiegenden Mehrheit der Bevölkerung berücksichtigt“, sondern sich „einer lautstarken Minderheit angedient“. Das Arbeitsgericht Gera stufte die Entlassung jedoch als haltlos und die Kündigung als unwirksam ein (Focus, 24.11.2022).
3
GOTTWALD Felix → legte sein Amt als Vorsitzender der Breitensportkommission zurück
Felix Gottwald hat Gesundheitswissenschaften studiert und war als Nordischer Kombinierer der erfolgreichste Sportler der österreichischen Olympia-Geschichte. Nach seiner Sport-Karriere arbeitete Gottwald als Vortragender, Trainer und Coach. Im Frühjahr 2021 wurde er Vorsitzender der Breitensportkommission in der Bundes-Sport GmbH. Am 15. November 2021, als der Lockdown für Ungeimpfte in Kraft trat, gab er in einem offenen Brief an Vizekanzler und Sportminister Kogler seinen Rücktritt bekannt. Der Standard schrieb: Olympionike äußert sich zu Gesundheitsfragen, Gottwald ist “die neue Ikone der Skeptiker“, Gottwald “attackiert die Regierung”, fühlt sich als “nachweislich Gesunder” vom sozialen und sportlichen Leben ausgegrenzt usw. und warf ihm vor, dass er mit dem Satz “Ich war überzeugt, dass unser Land aus der Geschichte gelernt hat” geschmacklose Parallelen zum Nationalsozialismus (sic!) zieht (Der Standard, 16.11.2021, Der Standard, 15.11.2021). Ein Allgemeinmediziner lässt Gottwald über die Zeitung ausrichten “Du hast die Pandemie nicht verstanden. Gib Dir die Impfung und gib einen Frieden” und erklärt: “Im Spitzensport sei es okay gewesen, ein Egoist zu sein. Jetzt nicht mehr.” (Heute 16.11.2021, Kleine Zeitung, 16.11.2021).
4
GANSER Daniele → wird mit Auftrittsverboten konfrontiert
Daniele Ganser ist Historiker und Publizist. Seine Dissertation handelte von NATO-Geheimarmeen in Europa und wurde mit dem Untertitel “Inszenierter Terror und verdeckte Kriegsführung” als Buch veröffentlicht. Er arbeitete am Zentrum für Sicherheitspolitik an der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich (ETH), an der Universität Basel sowie an der Universität St. Gallen und forscht im Bereich verdeckte Kriegsführung und NATO-Geheimarmeen (AG Friedensforschung, 02.02.2009). Als er im “Tages Anzeiger” einzelne Bereiche der offiziellen Version der Terroranschläge auf das WTC anzweifelte und neue Untersuchungen verlangte, verlor er seinen Lehrauftrag bei der ETH. Nach einem kontroversen Auftritt in der Diskussionssendung Arena im Jahr 2018 auch seinen Lehrauftrag an der Hochschule St. Gallen (AZ, 25.02.2017). Ganser wird seitdem als umstritten bezeichnet, als Pseudowissenschafter und Verschwörungstheoretiker. Mit seinen Ansichten zur Corona- und Ukraine-Krise wurde er endgültig zu einer Persona non grata. Es werden ihm Verharmlosung und Antisemitismus unterstellt, weil er betreffend der Diffamierung und Ausgrenzung von ungeimpften Menschen Parallelen zu Verhaltensweisen im Dritten Reich zog (t-online, 09.03.2023, DerStandard, 20.12.2022). Ganser wurde zu einem Politikum: Auftritte wurden abgesagt und sogar Auftrittsverbote erteilt (OÖNachrichten, 02.02.2023, ). Die Recherchen haben ergeben, dass den Auftrittsverboten nicht (wie man erwarten würde) strafrechtlich relevante Handlungen oder Aussagen zugrunde liegen (WDR, 10.30.2023, KronenZeitung, 22.03.2023). Bürgermeister Willi gab zB als Grund an, dass er nicht wolle, dass (der vom Standard als “Corona-Verschwörungs-Mystiker” bezeichnete) Ganser seine Thesen in dem mit öffentlichen Geldern finanzierten Innsbrucker Veranstaltungszentrum verbreite, welches während der Pandemie eine wichtige Drehscheibe darstellte, da dort Impfungen und Testungen vorgenommen wurden (DerStandard, 05.01.2023).
5
GUEROT Ulrike → wurde von der Uni Bonn gekündigt
Ulrike Guérot ist Politikwissenschafterin, Publizistin, Essayistin und Analystin zu Themen der europäischen Integration sowie zur Rolle Europas in der Welt. Sie hat viele Jahre politische Entscheidungsträger und Entscheidungsträgerinnen im Bereich der Europapolitik beraten, europäische Forschungsstellen und Think Tanks in Frankreich und Deutschland aufgebaut sowie an europäischen und amerikanischen Universitäten geforscht und gelehrt. Guérot war Leiterin des European Democracy Lab an der Donau Uni Krems und danach Leiterin der Professur für Europapolitik an der Uni Bonn. Im Herbst 2019 wurde sie mit dem Paul-Watzlawick-Ehrenring sowie dem Salzburger Landespreis für Zukunftsforschung ausgezeichnet. Zu Beginn der Pandemie war sie in Diskussionsrunden und Talkshows das wissenschaftliche Gesicht der “Maßnahmenkritik”. Sie tritt dafür ein, dass in einer Demokratie jede Meinung vertreten und über jedes Thema öffentlich kontrovers diskutiert werden können muss (ZIB watch, 21.05.2021). Die Hochschätzung ihrer Expertise und Person schlug jedoch um und sie wurde vermehrt ausgeschlossen, diffamiert und sogar bedroht (Der Spiegel, 24.09.2021). Seit dem Erscheinen ihrer Bücher „Wer schweigt, stimmt zu – Über den Zustand unserer Zeit. Und darüber, wie wir leben wollen” und Endspiel Europa und ihrem Auftritt bei Markus Lanz im Jahr 2022 wurde sie zu einer persona non grata im öffentlichen Leben. Im Februar 2023 wurde sie von der Uni Bonn mit Plagiatsvorwürfen konfrontiert und gekündigt (wdr 24.02.2023). Guérot hat dagegen rechtliche Schritte eingeleitet, am 13. September 2023 wird das Arbeitsgericht über die Rechtmäßigkeit der Kündigung entscheiden (rnd, 28.04.2023).
6
HÄMMERLE Martin → legte sein Amt als Stadtrat in Dornbirn zurück
Martin Hämmerle war Grüner Stadtrat in Dornbirn, zudem Gründungsmitglied der Initiative „Grüne gegen Impfpflicht und 2G“ (GGI ). In einem Interview mit der Vorarlberger Tageszeitung kritisierte er die 2G-Regel. Vom Interviewer auf Aussagen von Klubobfrau Sigrid Maurer angesprochen, antwortete er “Sigrid Mauerer könne die Grünen nicht als antifaschistische Partei bezeichnen und gleichzeitig dafür sein, Menschen auszuschließen” und schloss mit folgender Frage ab: “Wo beginnt der Faschismus, wo hört er auf?” (Der Standard 14.01.2022). Hämmerles Frage wurde von der Grünen Landesspitze, Eva Hammerer und Daniel Zadra, als “Verharmlosung des Faschismus” (sic!) gewertet, womit Hämmerle “eine rote Linie überschritten” hätte, zudem hätte er sich mit “seinen Aussagen gegen das Testen von Kindern und Jugendlichen in Schulen disqualifiziert” (VOL.at). Martin Hämmerle legte schlussendlich sein Amt als Stadtrat zurück (Der Standard, 18.01.2022).
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HEESEN Julia → wurde als Bildungsstaatssekretärin entlassen
Julia Heesen ist Juristin und war von März 2020 bis Dezember 2021 Staatssekretärin im Thüringer Ministerium für Bildung, Jugend und Sport. Sie wurde entlassen, weil sie auf dem Twitter-Kanal des Bildungsministeriums “Zehn Gründe für einen stabilen Schulbetrieb” veröffentlichte (TMBJS auf Twitter). Ihr wird vorgeworfen, polarisiert zu haben, da sie schrieb, dass Kinder ein Recht auf Bildung haben und Schule in Präsenz brauchen, Schulschließungen nur einen geringen Effekt hätten und es nicht geklärt sei, ob Kinder tatsächlich Long Covid entwickeln (Spiegel, 15.12.2021).
8
HERZIG Eva → verlor ihren Job als Schauspielerin beim Steirerkrimi
Eva Herzig ist Schauspielerin. Sie verlor ihre Rolle im “Steirerkrimi”, weil sie sich nicht impfen lassen wollte (Profil 21.06.2021, Kurier 20.05.2021).
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HLEBAINA Günther → wurde die Gewerbeberechtigung entzogen
Günther Hlebaina ist Hotelier, ihm gehört Das Kronthaler am Achensee. Ihm wurde die Gewerbeberechtigung entzogen, da er in seinem Hotel unerlaubter Weise auch ungeimpfte Menschen willkommen hieß (Kleine Zeitung 05.07.2022).
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HUBMER-MOGG Maria → wurde von Privatklinik gekündigt, von der Ärztekammer wurde ein Disziplinarverfahren eingeleitet
Maria Hubmer-Mogg ist Allgemeinmedizinerin und war an einer Privatklinik angestellt. Sie ist eine der Erstunterzeichnerinnen des von Dr. Sönnichsen initiierten Offenen Briefes an die Ärztekammer und ist Initiatorin von “Wir zeigen unser Gesicht“. Im November 2021 gab sie Marie-Christine Guiliani ein Interview (FPÖ TV). In diesem kritisiert sie die Impfung, insbesondere, dass auch Kinder und Schwangere geimpft werden. In weiterer Folge wurde ihr vorgeworfen, Falsch- und Fehlinformationen zu verbreiten. Zudem wurde sie von der Privatklinik fristlos entlassen, von der Ärztekammer wurde ein Disziplinarverfahren gegen sie eingeleitet (Der Standard, 02.12.2021). Ihre Geschichte erzählt sie zB im Interview mit Stefan Tesch: relevant, 15.10.2022.
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KEKULÉ Alexander → wurde von der Uni Halle vom Dienst enthoben
Alexander Kekulé ist Facharzt für Mikrobiologie, Virologie und Infektionsepidemiologie sowie Facharzt für Laboratoriumsmedizin. Von 1997 bis 1998 war er stellvertretender Leiter des Instituts für Virologie an der Eberhard-Karls-Universität Thübingen, ab 1999 Inhaber des Lehrstuhls für Medizinische Mikrobiologie und Virologie der Martin-Luther-Universität Halle Wittenberg sowie Direktor des Instituts für Medizinische Mikrobiologie des Universitätsklinikums Halle. Von 2003 bis 2015 war Kekulé in die Schutzkommission beim Bundesministerium des Innern berufen und beriet die Bundesregierung zum Thema Seuchenschutz. Kekulé kritisierte Drostens Studie bezüglich der Ansteckung von Kindern (Tagesspiegel, 18.05.2020) und sprach sich gegen eine allgemeine Impfpflicht aus (Focus Online, 02.12.2021). Ende Dezember 2021 wurde er von der Uni Halle seines Dienstes enthoben (Bild 22.12.2021). Gegenüber der MZ wurde als Grund Kritik an seiner Lehrtätigkeit genannt. Kekulé selbst spricht von einem „politischen Verfahren“ (MZ, 22.12.2021).
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KEIL Ulrich → wurde von der TAZ zensuriert
Ulrich Keil war Direktor der Abteilung Epidemiologie am Institut für Medizinische Informatik und Versorgungsforschung, danach Professor und Lehrstuhlinhaber der Abteilung für Sozialmedizin und Epidemiologie an der Ruhr Universität Bochum. Von 1993–2009 war er Professor an der Universität Münster, deren Abteilung für Epidemiologie er begründete. Bereits ab 1973 war er Berater der WHO, ab 1988 Mitglied des Expertenbeirats der WHO. Bis 2002 war er Vorsitzender der Europäischen Region der IEA, des Weltverbands der Epidemiologen. Keil deklarierte die Schweinegrippe im Jahr 2010 als falsche Pandemie (TAZ, 26.01.2010). Er rief auch bei der Corona-Pandemie die Politik zu mehr Mäßigung auf (MZ, 02.04.2020). Der von ihm und Angela Spelsberg am 10.08.2020 in der TAZ erschienene Gastkommentar wurde von der TAZ nachträglich offline genommen (den zensurierten Gastkommentar kann man hier nachlesen; die Begründung der TAZ für die Zensur hier). Gemeinsam mit vier weiteren Wissenschafterinnen und Wissenschaftern verfasste Keil „Zehn Thesen zum rationalen und humanen Umgang mit Corona“ (Die Tagespost, 04.11.2021). Keil sprach sich gegen eine Impfpflicht aus, insbesondere gegen Impfungen von Kindern und Jugendlichen (Presseportal 04.01.2022). Als Konsequenz wurde im Verharmlosung vorgeworfen; der Volksverpetzer setzte ihn auf die Liste der 120 unter Anführungszeichen zu setzenden Experten.
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KIMMICH Joshua → wurde unter Druck gesetzt, sich impfen zu lassen
Joshua Kimmich ist Fußballspieler beim FC Bayern München und in der A-Nationalmannschaft des DFB. Als er gestand, er habe bei der Corona-Impfung „Bedenken, was die Langzeitfolgen angeht“, wurde Kimmichs Impfstatus zum Politikum (Tagesschau, 24.10.2021). “Es ist nicht gut, dass er nicht geimpft ist“, sagte Lauterbach; später bot er Kimmich an, ihn persönlich zu impfen (Spiegel, 02.02.2022). Sogar auf der Bundespressekonferenz im Oktober 2021 war sein Impfstatus Thema. Zudem wurde er von den Medien massiv unter Druck gesetzt; siehe zB das Interview mit Kimmich, geführt von Patrick Wasserziehr. Im vom Standard zensurierten Blogbeitrag von Rosner mit dem Titel „Corona-Populismus: Wie man den Hass auf die Ungeimpften gezüchtet hat“ ging es unter anderem auch um dieses Interview. Im Dezember 2021 gab Kimmich bekannt, dass er sich impfen ließ; ebenso, dass er die heftige Debatte um seine Impfbedenken als “völlig überzogen und teils gar gefährlich” empfunden habe (KleineZeitung, 23.03.2022).
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KOHN Stephan → wurde vom Deutschen Bundesministerium suspendiert und der Beamtenstatus aberkannt
Stephan Kohn ist diplomierter Politologe und Verwaltungswissenschaftler. Er war im Deutschen Bundesministerium Oberregierungsrat und leitete dort das Referat Krisenmanagement und Bevölkerungsschutz (KM4, Abt 4 Schutz kritischer Infrastrukturen). Ab März 2020 beschäftigte sich Kohn intensiv mit den gesamtgesellschaftlichen Auswirkungen der Corona-Pandemie und kam zu dem Schluss, dass die gesetzten Pandemie-Maßnahmen mehr schaden als nutzen und “Gefahr in Verzug” besteht. Am 5. Mai 2020 ließ er den von ihm erstellten Bericht seinem Abteilungsleiter zukommen, als dieser nicht reagierte, verschickte er die Unterlagen am 8. Mai an die Krisenstäbe des BMI, die Landesministerien und das Kanzleramt. Als Reaktion wurde er noch am selben Tag vom BMI suspendiert, ab 9. Mai galt für ihn Hausverbot, am 8. Juni 2020 wurde das Disziplinarverfahren gegen ihn eingeleitet. Ihm wurde vorgeworfen, den Bericht unaufgefordert erstellt und unautorisiert an einen breiten internen Verteilerkreis geschickt zu haben “mit der Bitte um Kenntnisnahme und Weitergabe“. Zudem hätte er in seinem 83 Seiten umfassenden Bericht an 32 Stellen aus nicht-amtlichen Quellen zitiert (Aya Velázquez). Kohns Bericht wurde schlussendlich öffentlich (Bild, 13.05.2020) und als “Fehlalarm-Papier” bekannt (Cicero, 14.05.2020). Am 16. März 2022 wurde Kohn der Beamtenstatus aberkannt. Die unabhängige Journalistin Aya Velázquez wohnte dem Disziplinarverfahren bei und verfasste darüber folgenden Prozessbericht: Das Disziplinarverfahren
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KOLLER Andrea → wurde von der BH als Amtsärztin und von Bad Waltersdorf als Kurärztin entlassen
Andrea Koller war Amtsärztin der Bezirkshauptmannschaft Jennersdorf. Im Jänner 2021 hat sie auf einer Corona-Demo in Oberwart eine Rede gehalten in welcher sie die Regierung kritisierte, deren Pandemiepolitik als “Gesundheitsdiktatur” und “Pharmadiktatur” bezeichnete und sagte, dass die Covid-Impfungen die “Alten in den Heimen erledigen“. Daraufhin wurde sie suspendiert und in weiterer Folge entlassen (Kurier, 21.02.2021).
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LÜTGE Christoph → wurde aus dem Bayrischen Ethikrat entlassen
Christoph Lütge ist Wirtschaftsinformatiker und Philosoph und Leiter des Instituts Ethik in der Künstlichen Intelligenz der Technischen Universität München. Zudem war er Mitglied des 2020 gegründeten Bayrischen Ethikrates. Da er die Pandemie-Maßnahmen der Regierung öffentlich kritisierte, widerrief das Bayerische Kabinett im Februar 2021 einstimmig Lütges Bestellung in den Ethikrat (SZ, 11.02.2021, Welt, 12.02.2021, BerlinerZeitung, 12.02.2021). Siehe dazu auch das von Marc Friedrich geführte Interview mit Lütge (youtube am 08.04.2021). Das Magazin Cicero veröffentlichte 2023 unter der Serie Perspektiven nach Corona, folgende drei Artikel von Prof. Lütge: “Über das Monströse reden“, “Vom Ende der Freiheit” (hinter Bezahlschranke, Text hier in voller Länge) und “Das Versagen von Wissenschaft und Ethik“.
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MAHN Torsten → wurde seine Lehrarztstelle bei der Uni Leibzig aufgekündigt
Torsten Mahn ist Allgemeinmediziner. Im November 2021 verkündete er in seiner Praxis: “Achtung Änderung !!!!! Ab sofort werden in unserer Praxis keine Impfungen gegen Corona vorgenommen.” Zudem folgende Erklärung: “In letzter Zeit kamen vorwiegend Patienten zu mir, die als Grund für die Impfung den Druck der Gesellschaft, Druck durch Arbeitgeber und allgemeine Einschränkungen im öffentlichem Leben angaben. Da die freie Entscheidung aktuell nicht mehr gegeben ist, kann die Aufklärung nicht mehr nach medizinisch – ethischen Aspekten erfolgen und die Impfung würde ohne Aufklärung und Einverständnis erfolgen. Dies entspricht aber einer Körperverletzung, zu der ich nicht berechtigt und willens bin.” (Praxis Dr. Mahn). Daraufhin wurde ihm von der Universität Leibzig der Lehrarztvertrag aufgekündigt (Eingelesenes Bild HP Praxis Dr. Mahn).
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MARTENSTEIN Harald → wurde vom Tagesspiegel zensuriert
Harald Martenstein war über 30 Jahre Redakteur und Kolumnist im Tagesspiegel. Jeden Sonntag erschien von ihm eine Kolumne über das politische, kulturelle und gesellschaftliche Leben in Deutschland. Am 6. Februar 2022 schrieb er über Nazi-Vergleiche und bezeichnete das Tragen von „Ungeimpft“-Armbinden in Form von „Judensternen“ auf Corona-Demos als „eine Anmaßung, auch eine Verharmlosung, er ist für die Überlebenden schwer auszuhalten. Aber eines ist er sicher nicht: antisemitisch. Die Träger identifizieren sich ja mit den verfolgten Juden.“ Diese Kolumne wurde von der Chefredaktion später offline gestellt. Daraufhin verließ Martenstein den Tagesspiegel (Die Presse, 21.02.2022) mit den Worten “Wo man glaubt, nur man selbst sei im Besitz der Wahrheit, bin ich fehl am Platz” (Abschiedskolumne, Tagesspiegel, 20.02.2022, in voller Länge auf Martensteins FB-Seite, 19.02.2022).
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MELZER Nils → hat sein UN-Mandat vorzeitig niedergelegt
Nils Melzer war von November 2016 bis März 2022 UNO Sonderberichterstatter für Menschenrechte (UN-Folterberichterstatter). In dieser Funktion bat Melzer im August 2021 die Deutsche Bundesregierung um Stellungnahme bezüglich der Vorwürfe, dass es bei den Demonstrationen gegen Corona-Maßnahmen zu verwerflichen Handlungen der Polizeikräfte käme. Dafür erntete er viel Kritik, siehe zB SZ 26.01.2022: “UN-Folterberichterstatter Nils Melzer betätigt sich als schriller Kronzeuge von Corona-Leugnern und Putin-Freunden“. Im Februar 2022 kündigte Melzer an, sein Mandat mit März vorzeitig niederzulegen (Der Standard 03.02.2022). Als Begründung sagte er, dass die beiden Funktionen nicht kompatibel seien, da ein UN-Berichterstatter Klartext sprechen und öffentlichkeitswirksam mobilisieren müsse, während es beim IKRK um Vertraulichkeit und kontinuierlichen Dialog ausserhalb der Öffentlichkeit geht. In einem Interview mit Die Welt beschreibt Melzer einige der an ihn herangetragenen Fälle, zudem sagte er: “Die Politik hat eine große Verantwortung beim Aufbau von Narrativen. In vielen Ländern hat sie in den vergangenen zwei Jahren dazu beigetragen, dass sich die Gesellschaft polarisiert, indem sie die Demonstranten als Staatsfeinde dargestellt hat. Aber der Trend zu immer mehr Polizeigewalt war schon vor der Pandemie erkennbar – Stichworte: „gilets jaunes“, „black lives matter“ und „extinction rebellion“. Das hängt auch mit der Terrorbekämpfung zusammen: Seit dem 11. September 2001 wurde die Polizei weltweit zunehmend militarisiert” (Die Welt, 19.04.2022, hinter Bezahlschranke).
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MATUSCHEK Milosz → wurde bei der NZZ rausgeworfen
Milosz Matuschek war stellvertretender Chefredakteur beim Schweizer Monat. Zudem schrieb er Kolumnen für die Neue Zürcher Zeitung (NZZ). Am 01.09.2020 erschien dort sein Text Kollabierte Kommunikation: Was, wenn am Ende «die Covidioten» recht haben? (in voller Länge hier verfügbar). Es war der erfolgreichste Meinungstext des Jahres, bewirkte seinen eigenen Angaben zufolge jedoch auch seinen Rauswurf aus der NZZ. Wie es dazu kam, kann man auf auf seiner Webseite (Freischwebende Intelligenz) nachlesen.
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MICHAELIS Martin → wurde der Vorsitz der Pfarrgesamtvertretung entzogen
Martin Michaelis ist Pfarrer in einer evangelischen Kirche in Mitteldeutschland. Im April 2020 verfasste er gemeinsam mit Caroline Kienitz folgende “Anstößige Gedanken zur Corona-Krise“, im Mai 2021 schrieb er einen offenen Brief an den Ministerpräsidenten Haseloff mit dem Betreff “Polizeieinsatz gegen friedliche Spaziergänger in Quedlinburg”. Im Interview mit dem Nordkurier im Oktober 2021 kritisierte er den Umgang mit Einsamen, Kranken und Sterbenden und in diesem Zusammenhang auch die Haltung der Kirchenleitung (Scan auf der Seite der Kirche Schönfeld). Im Dezember 2021 hielt er auf einer Demo eine coronakritische Andacht (Thüringer Pfarrverein, 16.12.2021). In weiterer Folge wurde ihm der Vorsitz der Pfarrergesamtvertretung entzogen (Thüringer Pfarrverein, 11.04.2022, evangelisch.de, 12.04.2022). Siehe dazu auch das von Michael Meyen geführte Interview mit Pfarrer Michaelis: Im Gespräch, 24.06.2022
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POPP Wolfram → wurde von der Unfallklinik Murnau suspendiert
Wolfram Popp war Leiter der Intensivstation der Unfallklinik Murnau. Als er im Rahmen einer Demo gegen die Impfpflicht der Pflegekräfte am 6. Dezember 2021 ein Facebook-Interview gab und dabei die Gesundheitspolitik und strukturelle Diskriminierung ungeimpfter Menschen kritisierte und bekannt gab, selbst ungeimpft zu sein, distanzierte sich die Krankenhausleitung der BG Unfallklinik nicht nur ausdrücklich von Popps Äußerungen, sondern warf ihm auch vor, seine Funktion als Führungskraft der Klinik missbraucht zu haben, da er den Nutzen der Corona-Schutzimpfungen (unautorisiert) in Frage stellte (web.archive BG Kliniken, Stand 07.12.2021) und für eine individuelle Nutzen-Risiko-Abwägung eintrat. Die Klinikleitung gab bekannt, auf den Vorfall entsprechend zu reagieren und mögliche Konsequenzen zu prüfen (Merkur, 26.12.2021).
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ROSNER Ortwin → wurde vom Standard zensuriert
Ortwin Rosner hat Germanistik und Philosophie studiert und war lange Zeit Blogger beim Standard. Am 6. Dezember 2021 wurde sein Beitrag mit dem Titel „Corona-Populismus: Wie man den Hass auf die Ungeimpften gezüchtet hat“ auf standard.at veröffentlicht. Am 7. Dezember wurde Rosners Beitrag jedoch wieder offline genommen und die Zusammenarbeit mit ihm beendet. Wie es dazu kam, beschreibt Rosner in seinem Artikel “2 + 2 = 5: Wie der Standard mich zensuriert hat” auf der Seite von Respekt. Den vom Standard zensurierten Text kann man dort in ebenfalls in voller Länge nachlesen (respekt.plus)
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RÖSCH Konstantina → wurde vom LKH Graz fristlos entlassen und hat Berufsverbot
Konstantina Rösch war im LKH Graz tätig. Nach impf- und maskenkritischen Aussagen in der Öffentlichkeit wurde sie fristlos entlassen (Heute, 08.09.2020). Zudem wird ihr zur Last gelegt, dass im Zuge ihrer Ordinationseröffnung 25 Personen mit Sekt und Bier ohne Maske feierten (“Corona-Party”). Seit 22.02.2021 hat sie Berufsverbot (HP Dr. Konstantina Rösch).
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RUTHENBERG Martin → wurde arbeitsunfähig
Martin Ruthenberg war Moderator und Nachrichtensprecher beim Südwestrundfunk SWR2. Als Ende Oktober 2021 sein Kollege Ole Skambraks fristlos gekündigt wurde, weil dieser in einem öffentlichen Brief die öffentlich-rechtliche Berichterstattung im Zusammenhang mit Corona kritisierte, bat Ruthenberg den Intendanten und die Geschäftsleitung des SWR2 die Kündigung Skambraks zurückzunehmen und einen angstfreien Diskurs über das Thema ‘ausgewogene Berichterstattung’ einzuleiten. Warum er daraufhin arbeitsunfähig wurde, kann man auf Youtube nachhören, zB: Radio München, Interview mit Dirk Pohlmann.
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SAIBU Joshko → wurde von Baskets Bonn gefeuert
Joshko Saibu ist Deutscher Basketball-Nationalspieler. Im August 2020 nahm er an einer Maßnahmen-Demo teil. Daraufhin wurde er fristlos entlassen. Begründung des Arbeitgebers: wir können “ein permanentes Infektionsrisiko, wie es der Spieler Saibou darstellt, weder gegenüber seinen Arbeitskollegen in unserem Team noch gegenüber anderen BBL-Teams im Wettkampf verantworten.“ (FAZ, 04.08.2020)
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SCHÖFBECK Andreas → wurde als Krankenkassenvorstand fristlos entlassen
Andreas Schöfbeck war über 20 Jahre Vorstand der Krankenkasse BKK ProVita. In dieser Funktion beauftragte er eine Analyse über Millionen Versicherte der BKK. Diese Analyse zeigte eine höhere Zahl an Impfnebenwirkungen als die Analysen des Paul-Ehrlich-Instituts. Also schrieb er an dessen Präsidenten Cichutek. In seinem Schreiben gab Schöfbeck an, die Auswertungen seien ein „erhebliches Alarmsignal, das unbedingt beim weiteren Einsatz der Impfstoffe berücksichtigt werden muss“ (Süddeutsche Zeitung, 24.02.2022). Dieses Schreiben wurde öffentlich und Schöfbeck fristlos entlassen (Ärzte Zeitung, 02.03.2022; Berliner Zeitung, 02.03.2022). Wie es dazu kam, erzählt der Verwaltungsrat der BKK Marco Altinger in folgendem Interview: Radio München 15.03.2022.
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SCHREGEL Rainer → wurde als Arzt und Amtsarzt gekündigt
Der Arzt und Amtsarzt Dr. Schregel bezeichnete in einem Interview die Corona-Tests als fehlerhaft und die Isolation nach einem (möglicherweise fehlerhaften) positiven Test als “Freiheitsberaubung“. Zudem teilte er auf Facebook einen Beitrag von Dr. Wodarg, in welchem dieser die Maskenpflicht für Kinder als “physische und psychische Kindesmisshandlung” bezeichnet, mit dem Kommentar “So ist es“, und fügte hinzu “in der Schweiz komme noch Willkür dazu”. Daraufhin wurde er als Amtsarzt abberufen und auch seine Stelle in der Praxiskette Medbase wurde gekündigt (Blick, 14.08.2020). In folgendem Interview schildert Rainer Schregel seine Geschichte: Die Ostschweiz, 17.09.2020
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SEIBOLD Katrin → wurde vom ZDF gekündigt
Katrin Seibold war 18 Jahre lang Redakteurin beim ZDF. 2021 wurde sie gekündigt – mit der Begründung: „Redaktionssitzungen werden von Ihnen immer wieder für Kritik am System genutzt, was bei KollegInnen erhebliche Störgefühle auslöst.“ In der Sendung Viertel nach Acht erzählte sie ihre Geschichte: Bild, 23.02.2022.
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SKAMBRAKS Ole → wurde vom SWR fristlos entlassen
Ole Skambraks war zwölf Jahre als redaktioneller Mitarbeiter und Redakteur beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk SWR tätig. Am 5. Oktober 2021 veröffentlichte er im Magazin Multipolar einen offenen Brief an seinen Arbeitgeber unter dem Titel Ich kann nicht mehr. Darin schreibt er über lähmenden Konsens, offene Fragen, das journalistisches Grundverständnis, den Druck auf Kritiker, den digitalen Impfpass, Überwachung und den verengten Blickwinkel: “Lange Zeit konnte ich mit Stolz und Freude sagen, dass ich beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk arbeite. …. Doch bei Corona ist etwas schief gelaufen. Plötzlich nehme ich einen Tunnelblick und Scheuklappen wahr und einen vermeintlichen Konsens, der nicht mehr hinterfragt wird.” Skambraks wurde daraufhin fristlos entlassen (FAZ, 29.10.2021).
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SÖNNICHSEN Andreas → wurde von der MedUni Wien gekündigt und von der Ärztekammer geklagt
Andreas Sönnichsen war von 2006 bis 2012 Vorstand des Instituts für Allgemein-, Familien- und Präventivmedizin an der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität, danach Vorstand des Instituts für Allgemeinmedizin und Familienmedizin der Universität Witten/Herdecke. Im Oktober 2018 wurde er auf die Professur für Allgemeinmedizin mit Leitung der Abteilung für Allgemein- und Familienmedizin, Zentrum für Public Health an der Medizinischen Universität Wien berufen. Er war Mitglied der österreichischen Redaktion des Arzneimittelbriefs und Mitherausgeber der Zeitschrift für Allgemeinmedizin (ZFA). Bereits im Mai 2020 kritisierte er die vorhandene Datenlage und die Pandemiepolitik der Regierung (Planet, 06.05.2020). Im August schrieb er einen Offenen Brief an den Gesundheitsminister, in welchem er darlegte, dass mehrere Studien zeigen, dass der Corona-Lockdown in anderen Bereichen massive gesundheitliche Nebenwirkungen brächten (MedMedia, 20.08.2020). Im Oktober 2020 gab er gemeinsam mit anderen Ärzten eine Pressekonferenz, in welcher die Pandemiepolitik kritisiert wurde (APA, 07.10.2020). Im Dezember 2021 initiierte Sönnichsen einen Offenen Brief an den Präsidenten der Ärztekammer, welchen 199 Medizinerinnen und Mediziner mitunterzeichneten; Ende Dezember hatte dieser Brief bereits 47.674 Unterstützerinnen und Unterstützer (Kurier, 16.12.2021). Anschließend wurde Sönnichsen von der MedUni Wien gekündigt, mit der Begründung, er halte sich nicht an Weisungen und Covid-Vorgaben und hätte vermeintlich auch Studierende aufgefordert, sich diesen zu widersetzen (ORF, 16.12.2021). Die Ärztekammer bedachte ihn für folgende Aussage mit einer Disziplinarstrafe: “Die Gefährlichkeit von COVID-19 wird aufgrund der Todesopfer, welche die Erkrankung in bestimmten Ländern gefordert hat, massiv überschätzt. Die Todesraten sind auf Lebensumstände, auf Zustand und Ausrichtung des Gesundheitssystems sowie auf die unterschiedliche Zählweise bei Statistiken zurückzuführen – z.B. genügte in Belgien „Corona-Verdacht“, um als COVID-Toter gezählt zu werden. Sie sind daher auf Österreich nicht übertragbar. Die Folge sind unverhältnismäßige Prävention-Maßnahmen, die mehr psychischen, wirtschaftlichen und gesundheitlichen Schaden verursachen als Nutzen. So verständlich die Schutzmaßnahmen im März im Zuge einer ersten Reaktion waren, so sind doch mittlerweile ausreichend Erkenntnisse vorhanden, die einen Strategiewechsel rechtfertigen.“ Sönnichsen wurde vom VwGH freigesprochen. Da er im Zuge der Einführung der Impfpflicht vorläufige Impfbefreiungsatteste ausstellte, wurde er zudem wegen Amtsanmaßung angeklagt. Sönnichsen argumentierte, dass seine Bescheinigungen sehr wohl einen ärztlichen Wert gehabt hätten. “Auch der Richter vertrat diese Ansicht und stellte fest, dass sich der Mann nicht bereichert habe“. Sönnichsen wurde in erster Instanz freigesprochen (Kurier, 09.02.2023). Die Staatsanwaltschaft legte gegen seinen Freispruch Berufung ein (Der Standard, 13.02.2023).
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SPÖGLER-DINSE Sabine → verlor ihren Job beim ORF Seitenblicke Magazin
Sabine Spögler-Dinse war 25 Jahre für den ORF tätig und Redakteurin der Seitenblicke. Am 2. Oktober 2021 postete sie „das war gestern, wie’s aussieht, mein letzter seitenblick. wegen 2g. macht nach 25 jahren natürlich schon bissi wehmütig – einerseits. und andererseits betroffen über die richtung, in die wir uns hier bewegen, wenn gesunde menschen nicht mehr arbeiten dürfen. …..“ (Heute, 02.10.2010). Im Zusammenhang mit der ORF-Haushaltsabgabe forderte sie von Generaldirektor Weissmann eine „Aufarbeitung der Pandemie Performance des ORF“ (FB Sabine Spögler-Dinse, 25.03.2023): „… aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass die Vorgaben, nach denen wir damals unsere Beiträge gestalten mussten, schon eine gewisse Einseitigkeit nach sich zogen, kritische Stimmen etwa waren definitiv unerwünscht. Darüber müsste man jetzt schon mal reden. ….“. Ihre Geschichte erzählt Spögler-Dinse in folgendem Interview mit Richard Schmitt: Youtube Kanal eXXpressTV, 27.03.2023
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SPRENGER Martin → hat die Corona-Taskforce vorzeitig verlassen
Martin Sprenger ist Arzt und Public Health Experte und seit 2002 an der MedUni Graz. Seit 2010 leitet er dort den Universitätslehrgang Public Health. Er ist Mitglied der österreichischen Gesellschaft für Public Health und Vortragender an Universitäten und Fachhochschulen. Am Beginn der Pandemie war er Mitglied der Corona-Taskforce des Gesundheits- und Sozialministeriums. Für seine Kritik an der Sperrung von Parks und Wandergebieten und die Aussage, dass das Infektionsrisiko im Freien gering ist, wurde er am 6. April 2020 in der ZIB 2 vom damaligen Kanzler Kurz als “falscher Experte” bezeichnet. Schlussendlich trat er aus der Corona-Taskforce aus (Kurier, 09.04.2020). Nachdem er sich wiederholt für die Öffnung von Schulen einsetzt, wurde er am 16. April 2020 in der Kronen Zeitung als “ChefDolm” und “der skurrilste, wenn nicht der gefährlichste” Gesundheitsexperte bezeichnet. Die NÖN führte im Rahmen der Serie “Pandemie-Bilanz” zwei Interviews mit Sprenger, in denen er u.a. auch darüber berichtet: “Rückblickend war es ein „Auftragsrufmord“, der seinen Ursprung höchstwahrscheinlich im Kanzleramt hatte und vom Chefredakteur und einem Kolumnisten der Kronen Zeitung willig ausgeführt wurde”. All das, so Sprenger, sei “kennzeichnend für die Stimmung, die „Message Control“, die von Anfang an aufgebaut worden ist. Viele Wissenschaftler haben ähnliches erlebt und anschließend geschwiegen. Auch das gehört penibel aufgearbeitet” (NÖN, 05.03.2023 Medien haben Welt in Schwarz und Weiß eingeteilt und NÖN, 06.03.2023 Ich erhielt wochenlang Morddrohungen)
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THIEM Dominik → wurde unter Druck gesetzt, sich impfen zu lassen
Dominic Thiem ist Tennisspieler und zählt zu den Top Ten der Weltrangliste. Im Zuge eines Medientermins verkündete er, dass er noch ungeimpft sei, weil er auf den Novavax-Impfstoff warten wolle. Sein Impfstatus wurde fortan zum Politikum. Mückstein forderte Thiem über Puls24 auf, er solle sich impfen lassen, Pamela Rendi-Wagner lud ihn öffentlich zu einem Impfgespräch ein, um ihn umzustimmen. Als Ungeimpfter durfte Thiem weder in die Wiener Stadthalle noch in die Arena am Heumarkt. Zudem war die Impfung sowohl in den Arabischen Emiraten als auch bei den Australien Open vorgeschrieben. Für ihn galt: entweder impfen oder nicht teilnehmen. Im November 2021 verkündete er: “Es ist müßig zu erwähnen, dass die Impfung für beide Events notwendig ist. Ich bin aber in meinem Fall schon geimpft” (Heute, 03.11.2021).
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THORING Tristan → wurde als Impfarzt gesperrt
Tristan Thoring ist Arzt und war ca. ein Jahr lang in Berliner und Brandenburger Impfzentren angestellt. Einige Tage nachdem der Genesenenstatus von sechs auf drei Monate verkürzt wurde, soll er einem Ehepaar im Impfgespräch gesagt haben, dass sie sich entweder jetzt impfen lassen können, es aber auch die Möglichkeit gibt, vermittels Antikörpertest abzuklären, ob sie noch gegen das Virus immunisiert sind und sich erst danach impfen zu lassen. Daraufhin musste er gegenüber dem Impfzentrum erklären, „warum er Impfarzt sein wolle und dennoch Menschen ungeimpft gehen lasse“. Thoring erwiderte, er halte es für richtig, „Menschen in allen Facetten aufzuklären“. Als Konsequenz hat ihn das Rote Kreuz Berlin für drei Monate des Impfzentrums verwiesen, die Kassenärztliche Vereinigung teilte ihn in einem Brief mit, er unterstütze „das Ziel der aktuellen Impfstrategie nicht ausreichend“ (Focus, 26.06.2022).
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TSCHELIESSNIGG Karlheinz → trat vorzeitig als KAGES-Chef zurück
Karlheinz Tscheliessnigg war Vorstand der Universitäts-Klinik für Chirurgie, Leiter der Klinischen Abteilung für Herzchirurgie und Leiter der Klinischen Abteilung für Transplantationschirurgie an der MedUni Graz, bevor er nach seiner Emeritierung im März 2013 als Vorstandsvorsitzender in die Steirische Krankenanstaltengesellschaft eintrat. Er war selbst ungeimpft und bezeichnete die CoV-Impfungen als “kaum geprüft”. Die steirische Grünen-Chefin Sandra Krautwaschl forderte seine Abberufung, sollte dieser seine Aussage nicht zurücknehmen (ORF, 20.11.2021). Mit Dezember 2021 trat er vorzeitig als KAGES-Chef zurück (Kleine Zeitung, 20.11.2021). In seinem Abschiedsbrief an die Mitarbeiter schrieb er, dass er in einem Interview dazu gezwungen wurde, seinen Impfstatuts bekannt zu geben und die darauf folgenden “massiven und irrationalen Reaktionen” zu seinem Entschluss führten, seinen Rücktritt bekannt zu geben. Er vermisse Nachdenken und Diskussion und die Zeit “in der unterschiedliche Meinungen und Denkansätze kein Sakrileg waren” und dass er selbst bei wichtigen Impfungen, Zwang nicht für den besten Weg halte (meinbezirk.at, 27.11.2021).
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WALTERSKIRCHEN Gudula → wurde als Herausgeberin der NÖN und BVZ gekündigt, später auch ihre Stelle als Kolumnistin bei der Tageszeitung Die Presse
Gudula Walterskirchen war von 2000 bis 2005 Redakteurin bei der Tageszeitung Die Presse und ab 2017 Herausgeberin der Niederösterreichischen Nachrichten (NÖN) sowie der Burgenländischen Volkszeitung (BVZ). Unter der Rubrik Quergeschrieben verfasste sie weiterhin Kolumnen für Die Presse. Im Oktober 2021 wurde sie wegen ihrer impfkritischen Einstellung als Herausgeberin der NÖN und BVZ gefeuert (Kurier, 01.10.2021). Nach ihren in der Presse erschienenen “kritischen Reflexionen über den Bundespräsidenten und seine Umgebung” durfte sie auch dort nicht mehr schreiben, siehe dazu den Abschiedsartikel von Walterskirchen in der Presse (Bezahlschranke), in voller Länge auf ihrer Webseite nachzulesen: Walterskirchen
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WODARG Wolfgang → wurde seiner Funktionen im Vorstand bei Transparency International Deutschland enthoben, ebenso als Leiter der Arbeitsgruppe Gesundheit
Wolfgang Wodarg ist Facharzt für Innere Krankheiten (Pneumologie), für Hygiene (Umweltmedizin) und für Öffentliches Gesundheitswesen (Sozialmedizin). Von 1994 bis 2009 war er Abgeordneter der SPD-Fraktion im Bundestag, anschließend Mitglied der Parlamentarischen Versammlung des Europarates. Als Vorsitzender des Gesundheitsausschusses im Europarat initiierte er die Aufdeckung des Einflusses der Pharmaindustrie im Zuge der Schweinegrippe-Pandemie (Die Zeit, 07.02.2012). Ab 2011 war er Mitglied des Vorstandes und Leiter der Arbeitsgruppe Gesundheit bei Transparency International Deutschland e.V.. Die Corona-Pandemiepolitik bezeichnete er als Panikmache (Multipolar, 07.03.2020; Stoppt die Corona-Panik, 17.03.2020). Seitdem wird er als Verschwörungstheoretiker bezeichnet (TAZ, 19.03.2020, Spiegel, 20.03.2020). Transparency International enthob ihn seiner Funktionen im Vorstand und als Leiter der Arbeitsgruppe Gesundheit (TI, 25.03.2020). Im Dezember 2022 ging Multipolar der Frage nach „Faktenchecker gegen Wodarg: wer lag am Ende richtig?“ (Multipolar, 09.11.2022).
Die Liste zeigt nur die Spitze des Eisberges und lässt uns lediglich ahnen, wie viele Menschen tatsächlich unter Druck gesetzt und mit Repressalien bedacht wurden; wie viele sich aus diesem Grund nichts Abweichendes und Kritisches mehr zu sagen trauten.






































































Let’s talk about …
Aufarbeitung
- Pressemitteilung #02 vom 09.02.2023: Ohne Meinungsfreiheit keine Demokratie
- Pressemitteilung #06 vom 23.02.2023: Das Corona-Trauma
- Pressemitteilung #07 vom 28.02.2023: “Fetzendeppert” – Der Verfall von Respekt und Achtung
- Pressemitteilung #18 vom 13.04.2023: “Covidioten” bis “Klima-Chaoten”: Die Macht der diffamierenden Sprache
Außerdem:
Stichpunkt Podcast, Beitrag von Ortwin Rosner vom 21.05.2023: “Corona-Aufarbeitung: Warum nicht alles Gold ist, was glänzt”
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