Die Zeit der Corona-Aufarbeitung ist geprägt von vorsätzlicher Ignoranz der Verantwortlichen. Die Twitter-Kampagne #RichtigErinnern setzt dem ein starkes Zeichen der Zivilbevölkerung entgegen. Der unlautere Versuch, die Geschichte umzuschreiben und die Geschehnisse zu verdrehen, kann von einem großen Teil der Bevölkerung nicht akzeptiert werden. Tausende beteiligen sich und stellen im Zuge der viral gewordenen Kampagne Falschbehauptungen richtig.
Am 02.11.2023 startete der einflussreiche deutsche Journalist Henning Rosenbusch die Kampagne #RichtigErinnern mit diesem Posting:
Auslöser war laut Rosenbusch die Studie der Psychologin Cornelia Betsch et al., die zum Expertenrat der Bundesregierung gehörte. „Im Grunde haben sich RKI (Anm. Robert Koch Institut), BzgA (Anm. Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung) und BMG (Anm. Bundesministerium für Gesundheit) damit ja erneut ein gutes Zeugnis für ihre Pandemiemaßnahmen ausgestellt und alle Zweifler erneut degradiert.“
Er ärgert sich über die unkritische Berichterstattung in den deutschen Medien: „Dass 2023 noch so etwas erscheint, ohne Hinterfragen, ist ein weiteres Armutszeugnis und zeigt, wo wir in Sachen Aufarbeitung stehen: noch ganz am Anfang.“
Seit über drei Jahren berichtet der in Schweden ansässige Journalist über die Corona-Zeit. Schweden wählte bekanntlich einen weitgehend liberalen, demokratischen Umgang in Bezug auf die Corona-Krise und erzielte damit deutlich bessere Ergebnisse als die Länder, die sich für teils totalitäre und rigorose Maßnahmen entschieden. Rosenbusch stellte aufgrund seiner Beobachtungen in Schweden fest, „dass es eben nicht so sein muss wie von Spahn, Lauterbach und Betsch propagiert wurde.“
Vorsätzliche Ignoranz
Doch bis heute wollen die Meinungsmacher davon kaum etwas wissen. Vielmehr wird versucht, unhaltbare Behauptungen nach wie vor als wahr darzustellen oder die Erzählung nachträglich zu verändern bzw. abzuschwächen. Floskeln wie „ich habe immer gesagt“ oder „ich habe nie behauptet, dass…“ – oft gefolgt von dreisten Unwahrheiten – stehen an der Tagesordnung.
Doch in Zeiten von Social Media, Online-Archiven und Screenshots ist die Widerlegung derartiger Falschbehauptungen ein Leichtes. Das Internet vergisst nicht. Doch das allein gewährleistet leider nicht, dass sich die Richtigstellungen auch ausreichend verbreiten und die Widerlegung der Falschaussagen im kollektiven Gedächtnis verankert wird.
Trotzdem verwundert es, dass sich die bekannten Persönlichkeiten ohne Scham und Anstand weiterhin derart plumper Methoden bedienen. In Anbetracht der herrschenden Zensur in den Sozialen Medien, nochmals verstärkt durch den kürzlich in Kraft getretenen Digital Services Act (DSA), und der einseitigen, oft faktenwidrigen Berichterstattung der Altmedien, hofft man anscheinend darauf, dass Unwahrheiten im kollektiven Gedächtnis als Wahrheit etabliert werden. Nicht umsonst heißt es „Eine Lüge läuft um die Welt, bevor sich die Wahrheit überhaupt die Schuhe angezogen hat“.
#RichtigErinnern geht viral
Doch wie Rosenbusch in seinem Posting richtig anmerkt: “#wirvergessennicht. Unsere Archive sind voll. Und wir sind viele, mehr als ihr wahr haben wollt.”
Dass er damit recht hat, beweist die rege Beteiligung an der Aktion. Über 50.000 Tweets mit dem Hashtag #RichtigErinnern wurden in drei Tagen bereits registriert, was Platz 1 in den Twitter-Trends bedeutet.
So sprechen die Belege der damaligen und heutigen Berichterstattung für sich:
Nicht nur die Falschbehauptungen und falschen Schlussfolgerungen der Politiker und Medien werden nochmals ins Gedächtnis gerufen, sondern auch die menschenunwürdigen Taten und Aussagen, die während der Corona-Jahre an der Tagesordnung standen.
Aber auch der mutige Widerstand gegen die totalitären Entwicklungen wird abermals vor den Vorhang geholt.
Orwell’sche Verhältnisse
Georg Orwell beschrieb in seinem Roman „1984“ bereits die Mechanismen, die wir heute beobachten können:
Und wenn alle anderen die Lügen der Partei akzeptierten – wenn alle Aufzeichnungen dasselbe erzählten -, dann ging diese Lüge in die Geschichte ein und wurde zur Wahrheit. „Wer die Vergangenheit kontrolliert“, so lautete der Slogan der Partei, „der kontrolliert die Zukunft. Wer die Gegenwart kontrolliert, der kontrolliert die Vergangenheit.“
„Gaslighting“ nennt man das auf Neudeutsch. Der Begriff stammt aus dem Bereich der Psychologie und wird verwendet, um eine Form emotionalen Missbrauchs oder Manipulation zu beschreiben. Im Kontext zwischenmenschlicher Beziehungen bezieht sich “gaslighting” auf eine Taktik, bei der eine Person die Realität oder Wahrheit einer anderen Person infrage stellt, um sie dazu zu bringen, an ihrem eigenen Verstand zu zweifeln. Dies geschieht oft durch wiederholte Lügen, Verleugnung von Ereignissen oder Tatsachen, die offensichtlich sind, und das Schaffen einer Atmosphäre, in der die manipulierte Person sich unsicher und verwirrt fühlt.
Typischerweise hat das Gaslighting zum Ziel, Macht und Kontrolle über die manipulierte Person auszuüben, indem man ihre Selbstsicherheit und ihren Verstand untergräbt.
Im politischen Kontext kann „gaslighting“ in verschiedenen Formen auftreten, wenn politische Akteure versuchen, die Wahrheit zu verdrehen, Informationen zu manipulieren oder die Realität zu leugnen, um ihre Ziele zu erreichen oder um die öffentliche Meinung zu beeinflussen. Für die Menschen wird es damit immer schwieriger, Wahrheit von Desinformation zu unterscheiden.
Kritisch denken, Informationen überprüfen und sich bewusst sein, wie diese Propaganda-Techniken in politischen Debatten und Diskussionen eingesetzt werden, ist heutzutage unerlässlich. Die Medien, insbesondere aber Bürgerinnen und Bürger, spielen eine wichtige Rolle bei der Aufdeckung und der Rechenschaftspflicht von Politikern, die Gaslighting-Taktiken anwenden.
Die Kampagne #RichtigErinnern leistet dazu einen wertvollen Beitrag!
Der Artikel kann frei verwendet werden, unter Namensnennung der GGI – Grüner Verein für Grundrechte und Informationsfreiheit und/oder der Gastautorin Eva Luierung.
Twitterlinks sind nach Möglichkeit einzubetten. Kürzungen sind ohne Rücksprache möglich.