Gastbeitrag von Christian Cimpa, in dem er seinen Ärger anlässlich des ORF-Interviews mit Rudi Anschober zur Pandemie-Aufarbeitung vom 22. Dezember 2023 wie folgt zu Papier bringt:
Der Schlussbericht unter der Federführung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften zur Aufarbeitung der in der Pandemie gesetzten Maßnahmen ist soeben erschienen. Gerade noch rechtzeitig. Rudi Anschober nimmt in einem Interview für den ORF am 22. Dezember 2023 dazu Stellung und erinnert sich.
Ein Gesundheitsminister hält Rückschau
Hoffentlich ist man noch rechtzeitig dran, denn unser Land befindet sich in einer politischen und gesellschaftlichen Extremsituation – zumindest dem ehemaligen Gesundheitsminister zufolge. Der erklärte – den Schrecken noch im Gesicht tragend – dass der “Diskurs über die Maßnahmen zu lange bei den Gegnern” belassen worden sei. Das ist allerdings mehr als erschreckend.
Der einseitige Kampf um die Diskurshoheit
Seit Beginn des Jahres 2020 wurden Maßnahmenkritiker systematisch aus allen Redaktionen von Fernsehstationen, Radiosendern und Presseeinrichtungen entfernt. Betroffen waren nicht nur hauseigene Mitarbeiter, sondern auch außerbetriebliche Vertragspartner und freiberuflich Tätige. Dabei war es nur selten notwendig, den Konflikt auf individueller Ebene auszutragen. Wir waren ja schließlich Pandemie.
Die hundertprozentige Umsetzung der in Dimension und Gründlichkeit einmaligen Maßnahmen wurde elegant und rückstandsfrei erreicht durch medizinisch unumgängliche Zutrittsbeschränkungen. Am 15. November 2021 trat schließlich ein nach wissenschaftlichen Kriterien fein ausjustierter Lockdown für Ungeimpfte in Kraft, der die Virenlast der Außenluft auf ein kaum noch pandemisches Minimum reduzierte und kritische Stimmen vollständig aus dem öffentlichen Raum verdrängte.
Es geht noch weiter
Ungeimpften war es plötzlich und erstmalig in der Landesgeschichte nicht mehr gestattet, ihren Wohnbereich zu verlassen. Weniger auf die Mündigkeit der eigenen Bevölkerung als auf die Entwicklungsfähigkeit des Virus bauend, einigte man sich, nach monatelangem regierungsinternen Abwägen, auf ein Ende dieses Lockdowns zum 31. Jänner 2022. Offenbar traute man dem Virus schon eine rudimentäre Kalenderhandhabung zu. Nun durften Ungeimpfte zwar endlich wieder hinaus ins Freie, dieses aber nirgendwohin verlassen außer – wieder nach Hause. Die schon als zum fixen Rechtsbestand gehörend empfundene 2G-Regel für Gastronomie, Handel und Freizeiteinrichtungen blieb aufrecht, damit nichtvollimmunisierte Personen den Vollimmunisierten nicht die Fensterplätze wegschnappten?
Zur Absicherung dieser Verordnung, die doppelt moppelte, wo man unter Umständen gar nicht hätte moppeln müssen, wurden u.a. in ressourcenaufwändigen und nicht sehr anheimelnd anmutenden Polizeioperationen Restaurants und Cafés überfallsartig von Einsatzkräften umstellt und anschließend bis in die Toiletten und Keller nach Personen ohne gültigen Impfpass durchsucht. Gegen ebendiese konnten auch Strafen verhängt werden, wenn sie im Umkreis von 50 Metern um ein Lokal im Freien beim Konsumieren eines Getränks aufgegriffen wurden.
Wo stehen wir – wohin gehen wir?
Wenn es diesen dunklen, verbannten Kräften trotz aller Isolierung und Entrechtung dennoch gelungen ist, den Diskurs an sich zu reißen und nachhaltig zu dominieren, dann haben wir es hier ganz eindeutig mit Magie zu tun. Wir hätten vielleicht mit den Hexenjagden nie aufhören dürfen. Oder mit den Vampirpfählungen. Oder – aber das ist einer Person, die eine so große Verantwortung wie ein Regierungsamt bewusst auf ihre Schultern genommen hat, kaum zuzutrauen – der ehemalige Gesundheitsminister ist sehr leicht zu erschrecken. Dann sollten wir bei der Machtübertragung an unsere führenden Politiker ein wenig wählerischer sein. Das dürfen wir ja alle fünf Jahre.
Quelle:
ORF (nur einige Tage abrufbar): https://tvthek.orf.at/profile/Langfassung/13893271/ZIB-2-Langfassung-Ex-Gesundheitsminister-zu-CoV-Aufarbeitung/14206559