Presseaussendung der GGI-Initiative am 13.04.2023
Die letzten Jahre waren geprägt von einem zunehmenden Verfall des respektvollen Umgangs und insbesondere der respektvollen Sprache. Es wurde salonfähig, Menschen bzw. Menschengruppen durch abwertende Bezeichnungen zu diskreditieren und den meisten Menschen fiel das gar nicht auf. Diese Entwicklungen haben jedoch weitreichende gesellschaftliche Folgen.
Erst kürzlich warnte die Medienethikerin Claudia Paganini in einem Interview mit der APA: “In dem Moment, wo ich durch Sprache Menschen herabwürdige, ist es nur mehr ein kleiner Schritt zur Gewalt.“ Sie bezog sich auf diffamierende Bezeichnungen gegen Klimaaktivisten, die als “Klima-Terroristen” oder “Klima-Chaoten” bezeichnet werden.[1]
Diese deutlichen Worte hätte man sich früher gewünscht, denn das Phänomen ist nicht neu. In den letzten Jahren wurden insbesondere Kritiker der Corona-Maßnahmen mit diversen diffamierenden Bezeichnungen belegt. Aluhut-Träger, Corona-Leugner, Schwurbler, Querdenker, Covidiot und Verschwörungstheoretiker, um nur einige Begriffe zu nennen, haben sich im normalen Sprachgebrauch eingebürgert und verschwinden nur zögerlich wieder.
Sprache schafft Wirklichkeit
Herabwürdigende Sprache hat weitreichende Konsequenzen. Sie trägt dazu bei, bestehende Vorurteile zu verstärken oder neue Vorurteile zu schaffen. Wenn bestimmte Gruppen permanent sprachlich diffamiert werden, ist die Konsequenz, dass sie insgesamt stigmatisiert und diskriminiert werden. Dies kann sich in Form von Arbeitsplatzdiskriminierung, Einschränkungen bei der Wohnungssuche oder anderen Formen der Ausgrenzung manifestieren.
Aber auch die Meinungsfreiheit wird dadurch eingeschränkt: Wenn Menschen sich aufgrund von diffamierender Sprache bedroht oder eingeschüchtert fühlen, trauen sie sich oft nicht mehr, ihre Meinungen und Ansichten auszudrücken. Dies kann verhindern, dass wichtige Diskussionen und Debatten stattfinden. Fehlender gesellschaftlicher Diskurs führt regelmäßig zu einseitigen und nachteiligen politischen Entscheidungen.
Schlechte Vorbilder
Besonders bedenklich ist es, wenn diffamierende Sprache von Personen genutzt wird, die eine höhere gesellschaftliche Position einnehmen oder von der Gesellschaft als einflussreich angesehen werden. Damit wird Diskriminierung legitimiert und kann in weiterer Folge zu verbalen Übergriffen oder physischer Gewalt führen.
Die Medien haben hier eine große Verantwortung. Ausgrenzende Sprache darf nicht unwidersprochen wiedergegeben werden. In der Regel funktionierte das auch recht gut. So gab es berechtigterweise eine heftige Reaktion auf die Aussage von Herbert Kickl, Asylwerber „konzentriert“ in Großquartieren unterbringen zu wollen[2]. Auch Waldhäusls Sager, wonach sinngemäß Wien nicht mehr Wien wäre (aufgrund der Zuwanderung)[3], wurde medial heftig kritisiert. Doch als rund ein Viertel der Bevölkerung aufgrund ihrer Maßnahmen-Kritik in unzumutbarer Weise diffamiert wurde, blieb der Widerspruch fast gänzlich aus.
Zweierlei Maß
Es bleibt die Frage, warum hier mit zweierlei Maß gemessen wird. Jede Form von Hetze ist zu verurteilen, sei es gegen Ausländer, Klimaaktivisten, Maßnahmenkritiker oder sonstige Andersdenkende. Egal von welcher Seite. Alle sind Menschen, gleich an Würde und Rechten geboren und haben Respekt verdient – und das muss sich auch in der Sprache widerspiegeln.
[1] https://kurier.at/politik/inland/entmenschlichung-von-klima-aktivistinnen-expertin-warnt-vor-gewalt/402334833
[2] https://newsv2.orf.at/stories/2422245/2422249/
[3] https://kurier.at/politik/inland/waldhaeusl-sager-nach-haimbuchner-und-svazek-jetzt-auch-abwerzger-auf-distanz/402317876