Presseaussendung der GGI-Initiative am 14.09.2023
Ein APA Faktencheck will einen kritischen Bericht von Report24 über Risiken des BioNTech/Pfizer-Impfstoffs für Schwangere widerlegt haben. Doch der Faktencheck manipuliert mit folgenden Trugschlüssen: Appell an die Autorität, Missbrauch eines Prinzips, Auslassen wesentlicher Evidenz. Profit und private Interessen werden damit über das Leben ungeborener Kinder gestellt. Wir fordern die Mainstream-Medien zur Rückkehr zu objektiver und kritischer Berichterstattung auf.
Am 1. Mai 2023 hat Report24 über Risiken des mRNA-Impfstoffs von BioNTech/Pfizer berichtet, welche den Unterlagen von Pfizer direkt zu entnehmen sind. [1] Diesen Bericht haben AutorInnen der APA am 17. Mai 2023 einem sogenannten “Faktencheck” unterzogen. [2] Hier zeigen wir die rhetorischen Tricks und Fehler dieser Überprüfung auf, welche den ursprünglichen Bericht zu diskreditieren versuchen.
Appell an die Autorität
Wie bei Faktenchecks üblich, kommt besonders häufig das argumentum ad verecundiam (Appell an die Ehrfurcht) vor. Das bedeutet die kritiklose Anerkennung von Äußerungen durch Autoritäten (sog. Experten oder Fachgesellschaften) als Wahrheit; auf das eigentliche Argument wird nicht eingegangen. Beispiele dafür sind folgende:
Die Impfung wird unter anderem von der US-Gesundheitsbehörde CDC und der Österreichischen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (OEGGG) empfohlen.
Unterschrieben wurde das Dokument (kumulatives Gutachten zu Schwangeren und Stillenden, Anm.) von einer Person namens Robert T. Maroko. Der Name kommt regelmäßig in medizinischen Fachartikeln zu Impf-Themen vor (6) und der Mann arbeitet einem LinkedIn-Beitrag (7) zufolge bei Pfizer.
Anm.: Durch Aufscheinen des Namens in medizinischen Fachpublikationen und einer Stelle bei Pfizer soll vordergründig der Eindruck eines professionellen Gutachters entstehen. Nennungen als Autor einer solchen Publikation spielen jedoch keine große Rolle, da insbesondere bei langen Listen den meisten Autoren nur zugearbeitet wird, ohne dass diese einen nennenswerten Beitrag geleistet haben. [3] Interessanterweise sehen die Faktenchecker auch keinen Interessenskonflikt, obwohl der Gutachter für Pfizer tätig ist und ein neutrales Urteil demnach nicht angenommen werden kann.
Die US-Stiftung „March of Dimes“ gab das Risiko (von Fehlgeburten, Anm.) mit zehn bis 15 Prozent an. Die US-Organisation Planned Parenthood nannte zehn bis 20 Prozent.
Laut dem wissenschaftlichen Informations-Portal „Science Direct“ (2019) ist die Fehlgeburt die häufigste Komplikation in der Schwangerschaft. Berichten zufolge hätten zwölf bis 24 Prozent der Frauen mit positivem Schwangerschaftstest eine Fehlgeburt.
Anm.: Für diese Aussage wird keine Quelle referenziert. Das hat wohl einen Grund, denn Science Direct ist mitnichten ein “wissenschaftliches Informations-Portal”, sondern die Online-Plattform der Publikations-Datenbank des Elsevier-Verlages. [4] Ob vergleichbare Aussagen wie die angegebene in Publikationen vorkommen, sei dahingestellt; eine einheitliche Aussage von diesem sog. Info-Portal wird man nicht finden. Die Faktenchecker können demnach nicht beurteilen, mit welcher Art Quelle sie es zu tun haben.
Nicht ohne Grund haben im Jahr 2021 zahlreiche Gesundheitseinrichtungen Schwangeren empfohlen, sich gegen Covid-19 impfen zu lassen (Anm. meist bezog sich die Empfehlung auf einen mRNA-Impfstoff). Darunter befanden sich die US-Gesundheitsbehörde Centers for Disease Control and Prevention (CDC) (9) und die Österreichische Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (OEGGG) (10).
Das gilt im Übrigen auch für stillende Frauen. Laut der OEGGG (11) geht der mRNA-Impfstoff nicht in die Muttermilch über, die schützenden Antikörper aber schon.
Das (Übertritt von Spuren an mRNA in die Muttermilch, Anm.) stellt laut den forschenden Medizinern aber trotzdem keine Sicherheitsbedenken dar.
„Die Covid-19-Impfung ist die sicherste und wirksamste Möglichkeit für Schwangere, sich und ihr Baby vor einer schweren Covid-19-Erkrankung zu schützen. Die verfügbaren Daten sprechen nicht für ein erhöhtes Risiko von Schwangeren, die eine Covid-19-Impfung erhalten haben. Weil die Vorteile der Impfung mögliche Risiken zu überwiegen scheinen, sollte sie empfohlen werden.“
Missbrauch eines Prinzips
Die Faktenchecker reklamieren eine post hoc fallacy (Trugschluss der rein zeitlichen Abfolge) im ursprünglichen Bericht, d. h. es könne einer Intervention nicht automatisch das ursächlich zugeschrieben werden, was zeitlich nach dieser passiert. Das macht zunächst einen plausiblen Eindruck.
Die gemeldeten Nebenwirkungen bzw. Zwischenfälle („adverse events“) müssen nicht in kausalem Zusammenhang zur Impfung stehen.
Auf eine gleichartige Aussage aus dem Pfizer-Dokument wird ebenfalls verwiesen.
Auf die Gefahr falscher Schlussfolgerungen wird an mehreren Stellen im Bericht eingegangen, etwa auf Seite sieben: „Es ist wichtig zu beachten, dass die Datenbank (…) für das Generieren von Hypothesen und nicht für die Überprüfung von Hypothesen bestimmt ist“.
Für pharmakologische Interventionen gilt dies gemäß precautionary principle bzw. Vorsichtsprinzip aber gerade umgekehrt. Gibt es ein Sicherheitssignal – und ein Aufkommen an Fehlgeburten von über 20% bei den Teilnehmerinnen ist definitiv eines – so fällt die Beweislast an den Zulassungswerber der Intervention, der zeigen muss, dass dieses erhöhte Aufkommen nicht an der Intervention liegt. [5]
Nebenbei bemerkt ist nicht bekannt, dass ein einziger APA Faktencheck im Fall von Erkrankungen oder Todesfällen im Zusammenhang mit einem positiven Corona-Test jemals gleiches reklamiert hätte. Das Prinzip des Trugschlusses einer Ursächlichkeit wegen zeitlicher Abfolge wird in diesem Faktencheck also zugunsten der Impfung missbraucht.
Auslassen wesentlicher Evidenz
Nicht nur Faktenchecker, sondern auch die von ihnen zitierten Experten lassen stets wesentliche Aspekte von Studien und Untersuchungen weg. Soweit überhaupt auf welche verwiesen wird, werden nur die oberflächlichen und unrealistisch schön dargestellten Ergebnisse des abstract (Zusammenfassung einer Studie) genannt. Bewusstsein für bias (Verzerrungen, systematische Fehler) scheint es nicht zu geben. Das im vorigen Abschnitt erwähnte Sicherheitssignal wird unter Verweis auf einige Beobachtungsstudien verharmlost.
Studien namhafter Fachzeitschriften wie dem „New England Journal of Medicine“ (13), dem „Journal of the American Medical Association“ (14) oder dem „The BMJ“ (15) aus den Jahren 2021 und 2022 identifizierten für Schwangere, die die Corona-Impfung erhalten hatten, keine Sicherheitsbedenken.
Dass solche Studien wenig aussagekräftig sind, ist von echten Profis bereits gezeigt worden. So erklärt der Risikoforscher Prof. Retsef Levi in einem Video den fundamentalen Fehler solcher Studien. Schwangere werden in der Regel in späteren Abschnitten (zweites und drittes Trimester) geimpft. Hier ist die Wahrscheinlichkeit eines Spontanaborts wesentlich geringer als im ersten. Von den nicht geimpften Schwangeren werden diejenigen im ersten Trimester inkludiert. Sollte die Impfung also keine Auswirkungen haben, erwartet man bei den Ungeimpften auf Basis der unvermeidbaren Aborte insgesamt ein höheres Aufkommen. Ist dieses jedoch gleich wie bei den Geimpften, dann ist das Aufkommen bei letzteren erhöht. Entwarnung kann somit keinesfalls gegeben werden. [6]
Weitere Erklärungen, welche Fallstricke in der Interpretation von Studien bezüglich Schwangerschaft lauern, hat der Datenwissenschaftler Arkmedic auf seinem Substack detailliert dargelegt. [7] Besonders problematisch sind jene Studien, die ein übertrieben hohes aber auch niedriges Aufkommen an Aborten bei beiden Gruppen beschreiben. Eine Studie steht besonders im Verdacht, auf manipulierten oder komplett gefälschten Datensätzen aufzubauen. Bei dieser Studie unterscheidet sich das Aufkommen an Fehlgeburten bei ungeimpften Schwangeren beträchtlich, je nachdem mit welcher Impfstoff-Gruppe verglichen wird; das ist völlig unplausibel. [8] Wir haben einen vergleichbaren und nachgewiesenen Fall – in einem anderen Zusammenhang – bereits in unserer Aussendung zum Thema Surgisphere beschrieben. [9]
Denn wie bereits in einem früheren APA-Faktencheck (8) beschrieben, liegt dem medizinischen Journal „The Lancet“ (2021) zufolge das Gesamtrisiko, eine Fehlgeburt zu erleiden, unter allen wahrgenommenen Schwangerschaften bei 15,3 Prozent.
Das Problem bei der erwähnten Studie ist, dass sie nur das gesamte Aufkommen berücksichtigt, ohne nach Trimester zu stratifizieren. Eine andere Studie kommt auf ein deutlich niedrigeres Aufkommen von 5,4% (für die ersten 20 Wochen) und zeigt zudem, dass das Risiko mit fortschreitender Schwangerschaft sinkt. [10] Es scheint insgesamt zweifelhaft, dass gerade neuere Studien auf einmal Fehlgeburten ganz allgemein im Bereich von 10 – 20 % erkannt haben wollen.
Zusammenfassung und Schlussfolgerung
Wir haben gezeigt, dass der vorliegende Faktencheck dem üblichen Muster manipulativer Rhetorik folgt. Im Besonderen wird auf vermeintliche Expertise zurückgegriffen, ohne auf die eigentliche Sache einzugehen. Daneben wird ein Trugschluss reklamiert, wobei die Reklamation selbst auf einem Trugschluss beruht. Ein allgemeines Problem ist, dass Studien stets unkritisch und oberflächlich betrachtet werden, woraus erneut falsche Schlüsse folgen. Solches Verhalten ist grundsätzlich abzulehnen, insbesondere aber wenn dadurch ungeborenes Leben zugunsten der Profite mächtiger Konzerne gefährdet wird.
Wir, GGI (Grüner Verein für Grundrechte und Informationsfreiheit) fordern die Rückkehr des gesamten Journalismus zu kritischer und objektiver Berichterstattung. Es ist einer demokratischen, fortschrittlichen und an den Menschen orientierten Gesellschaft nicht zuträglich, wenn dies allein auf den alternativen Medien lastet, während der Mainstream zu Sprachrohren fehlgeleiteter Politik und privater Interessen verkommt.
Quellenangaben
[1] Steiner H. Dokument: Pfizer und Behörden kannten hohe Impfrisiken für Föten und Babys schon im April 2021. Report24, 2023. online: https://report24.news/dokument-pfizer-und-behoerden-kannten-hohe-impfrisiken-fuer-foeten-und-babys-schon-im-april-2021
[2] Schmid V, Schmidt F. Corona-Impfung für Schwangere sicher. APA – Austria Presse Agentur, 2023. online: https://apa.at/faktencheck/corona-impfung-fuer-schwangere-sicher
[3] Ioannidis J & al. Thousands of scientists publish a paper every five days. Nature 561, pp 167-169, 2018. DOI: https://doi.org/10.1038/d41586-018-06185-8
[4] Elsevier, 2023. online: https://www.elsevier.com/solutions/sciencedirect
[5] Anonym. The precautionary principle. EUR-Lex, 2023. online: https://eur-lex.europa.eu/legal-content/EN/TXT/?uri=LEGISSUM:l32042
[6] Levi R. The fundamental bias in current studies on the impact of COVID-19 vaccination on pregnancy outcomes. Rumble, 2023. online: https://rumble.com/v2azpac-the-fundamental-bias-in-current-studies-on-the-impact-of-covid-19-vaccinati.html
[7] Syed A. Debunking Viki Male: Part 1. Substack, 2023. online: https://arkmedic.substack.com/p/debunking-viki-male-part-1
[8] Syed A. Debunking Viki Male: Part 2 – the Calvert Affair. Substack, 2023. online: https://arkmedic.substack.com/p/debunking-viki-male-part-2-the-calvert
[9] Anonym. Der Fall Surgisphere – Österreichs Experten verschlafen einen Skandal. Grüner Verein für Grundrechte und Informationsfreiheit, 2023. online: https://ggi-initiative.at/wp/pm-48-der-fall-surgisphere-oesterreichs-experten-verschlafen-einen-skandal
[10] Naert M & al. Stratified risk of pregnancy loss for women with a viable singleton pregnancy in the first trimester. J Matern-Fetal Neonatal Med, 35(23), pp 4491-4495, 2022. DOI: https://doi.org/10.1080/14767058.2020.1852212