PM: Minister Rauch – ein Gegner der Wissenschaft?

Die jüngsten Äußerungen von Gesundheitsminister Johannes Rauch lassen einmal mehr befürchten, dass die österreichische Regierung nicht ernsthaft gewillt ist, die tiefe Kluft in der Gesellschaft zu überwinden. Anstatt eine Versöhnung mit allen Bürger:innen zu suchen, diffamiert Rauch Menschen, die gegen Masken, Lockdowns und Impfungen waren, pauschal und sieht „keine Notwendigkeit sich „mit Menschen zu versöhnen, die die Wissenschaft in Frage stellen oder Tatsachen leugnen.[1] Das überrascht, war es doch gerade Rauch, der einen gemäßigteren Maßnahmenkurs einschlug.

Wissenschaft ist Skepsis

Diese Aussage ist in vielerlei Hinsicht kritisch zu hinterfragen. Zum einen gibt es „die Wissenschaft“ nicht. Wissenschaft ist Diskurs und Zweifel. Wissenschaft lebt vom Hinterfragen und Prüfen von Thesen.

Treffend beschrieb es Katrin Skala, leitende Kinder- und Jugendpsychiaterin am Wiener AKH, in der Sendung „Talk im Hangar“ unter Bezugnahme auf Sir Karl Popper:

„Wissenschaft und Skepsis gehören für mich integral zusammen. Wenn ich als Wissenschafter nicht skeptisch bin, habe ich verloren. Ich bin eine große Vertreterin des kritischen Rationalismus, das heißt, ich glaube etwas zu erkennen oder zu wissen, und das gilt, bis ich es widerlegt habe. Also, der weiße Schwan gilt solange, bis es einen schwarzen Schwan gibt, und dann sollte ich auch – wenn ich einen schwarzen Schwan sehe – nicht sagen „das ist in Wahrheit eine Ente“, sondern vielleicht akzeptieren, dass das wirklich ein Schwan ist. Und das ist verloren gegangen. Es gab ein Meinungsmonopol, es wurden abweichende Positionen diskreditiert, es wurden die Leute üblicherweise punziert als „Schwurbler“ und wenn sie dann noch einmal aufgemuckt haben, waren sie „Rechte“ und wenn sie dann noch einmal aufgemuckt haben, waren sie „Nazis“ – etwas überspitzt formuliert. Aber grundsätzlich gab es ein wissenschaftliches Meinungsmonopol und das ist toxisch.“

Wissenschaftlichen Konsens gab es nie

Wissenschaftliche Thesen in Frage zu stellen ist daher der Wesenskern der Wissenschaft. Entgegen der politischen Darstellung gab es in den betreffenden Fragen auch nie einen „wissenschaftlichen Konsens“ – im Gegenteil. In der Great Barrington Declaration die in der Geschichte der Wissenschaft meistunterstützte Deklaration – werden die Maßnahmen kritisiert und die fehlende Evidenz angemahnt. Diese wurde von Nobelpreisträger:innen, Eliteuniversitätsprofessor:innen und weltweit renommierten Wissenschafter:innen unterzeichnet und wurde bereits über 900.000 mal unterstützt. Es ist also vollkommen verfehlt, wenn Minister Rauch all diese Menschen pauschal als Wissenschaftsgegner bezeichnet, bilden sie doch in Wahrheit die Elite der wissenschaftlichen Gemeinschaft.

Wer sind also die wahren Gegner:innen der Wissenschaft?

Die wissenschaftliche Gemeinschaft hat sich selbst Regeln der „guten, wissenschaftlichen Praxis“ auferlegt. Dazu zählen insbesondere Ehrlichkeit und Integrität, Transparenz, Unvoreingenommenheit und die Förderung des wissenschaftlichen Diskurses.

Der ZiB2 Bericht „Covid-Maßnahmen laufen aus“ vom 02.03.2023 lässt die Maßnahmen der letzten 3 Jahre Revue passieren und konstatiert …begleitet wird all das von widersprüchlichen oder schlicht falschen Botschaften der Politik“.

Tatsächlich wurde von der Politik gegen fast sämtliche Grundsätze der guten Wissenschaftspraxis verstoßen. Wissenschaftlicher Diskurs wurde gezielt unterdrückt, Wissenschafter:innen mit anderer Meinung pauschal verunglimpft und diskreditiert. Dabei lagen gerade diese Expert:innen meist richtig.

Ein aktuelles Cochrane-Review bestätigt im Wesentlichen die Ergebnisse aus der 2020 veröffentlichten Studie: Auf die Häufigkeit von grippeähnlichen Infekten (Influenza oder Covid-19) hat das Tragen von Masken „einen geringen oder gar keinen Effekt“.[2] Bereits vor der Corona-Krise war es Lehrbuchwissen, dass intramuskulär verabreichte Impfungen Infektionen und Übertragungen bei respiratorischen Erkrankungen nicht verhindern können, da kaum Antikörper auf den Schleimhäuten ausgebildet werden.[3] Das Narrativ „Impfen schützt dich und andere“ war daher von Anfang an verfehlt. Dieses war jedoch das Hauptargument für 2G und den Lockdown für Ungeimpfte. Tatsächlich wurde in der Covid-Maßnahmen-Politik von der herrschenden Lehre der Medizin abgewichen – ohne dass es hierfür tragfähige, wissenschaftliche Erkenntnisse gab. Ein wahrhaft wissenschaftsfeindliches Vorgehen.

Verhinderung einer transparenten Aufarbeitung

Dass die Verantwortlichen an Transparenz nicht interessiert sind, zeigt sich auch dadurch, dass bis zum heutigen Tage die fachlichen Begründungen der Verordnungen nicht veröffentlicht wurden. Derzeit ist eine Beschwerde beim BVwG anhängig, um die Veröffentlichung zu erzwingen. Laut Profil befürchtet das Ressort, „eine Veröffentlichung könne eine “Interpretation ( ) durch medizinische und juristische Laien, in sozialen Medien, wie insb. Twitter” nach sich ziehen.[4]

Eine abenteuerliche Argumentation in einem demokratischen Rechtsstaat, in dem die Meinungsfreiheit inkl. der Meinungsbildungsfreiheit, sowie die Freiheit der Wissenschaft eigentlich verfassungsrechtlich geschützt sind.

Absichtlich irreführende und falsche Kommunikation?

Der Abgeordnete Helmut Brandstätter behauptete kürzlich in einem Video „Faktum ist, und ich weiß es, dass die damalige Message-Control des damaligen Bundeskanzlers auch den Expert:innen gesagt hat, was sie sagen sollen, nämlich im Interesse der Politik und nicht im Interesse der Bevölkerung und nicht im Interesse, die Pandemie zu bekämpfen.“

Zusammenfassend kann man daher sagen, dass das Festhalten an der Richtigkeit von Maßnahmen bzgl. Masken, Lockdowns oder Impfung nach dem heutigen (aber auch damaligem) Stand der Wissenschaft nicht haltbar ist. Der Minister muss sich daher fragen, ob diese Position nicht selbst wissenschaftsfeindlich ist.

[1] https://www.diepresse.com/6257335/minister-rauch-keine-versoehnung-mit-wissenschafts-gegnern

[2] https://www.cochrane.de/news/cochrane-review-zum-nutzen-von-masken-gegen-atemwegsinfektionen

[3] Vgl. Janeway Immunologie, Murphey/Weaver, 9.Auflage, 16.3.6. Die Art der Verabreichung einer Impfung ist für ihren Erfolg wichtig

[4] https://www.profil.at/oesterreich/das-schweigen-der-aemter-wie-drei-buerger-um-infos-kaempfen/402347070

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