Presseaussendung der GGI-Initiative am 16.03.2023
Ab dem 16. März 2020 wurde ein bundesweiter Lockdown verfügt – der erste in der Geschichte des Landes. Ein Sozialexperiment mit unabsehbaren Folgen. Heute, genau drei Jahre danach, blicken wir auch auf ein Land, das sich damals anders entschieden hat: Schweden.
Der schwedische Weg wurde anfangs heftig kritisiert. Ein unverantwortliches Experiment mit der Gesundheit der Bevölkerung sei diese lockere Strategie, hieß es. Aber war das wirklich so?
Ein gesellschaftliches Sozialexperiment
Schwedens Gesundheitsamtsdirektor Johan Carlson, sagte dazu: “Wenn die Menschen sagen, wir in Schweden machen ein Experiment mit unserem Sonderweg, würde ich antworten, dass es ein äußerst, äußerst kniffliges Experiment ist, die gesamte Bevölkerung über Monate einzusperren.”
Damit sollte er recht behalten. Der Lockdown hierzulande war der Auftakt einer gesellschaftsspaltenden Politik.
Erinnern wir uns:
Das öffentliche Leben stand still – aber nicht die Arbeitswelt per se. Hier teilte sich die Gesellschaft augenblicklich in zwei Lager. Die einen genossen die unverhofft freien Tage, während die Menschen in systemrelevanten Berufen – unter erschwerten Bedingungen – voll arbeiten mussten und ihre Kinder zu Hause allein mit dem Homeschooling kämpften. Auch Unternehmer:innen und Führungskräfte mussten im vollen Krisenmodus Doppelschichten schieben. Strategien mussten erarbeitet werden, Förderungen waren zu beantragen und Verantwortlichkeiten zu klären.
Eine weitere Trennlinie waren die persönlichen und finanziellen Verhältnisse. Besonders einkommensschwache und gerade migrantische Familien waren nicht selten in engen 2-Zimmerwohnungen „eingesperrt“, und das mit rund 5 – 6 Familienmitgliedern, mit Schulkindern, die unter diesen schwierigen Umständen dem Distanzunterricht folgen sollten. Dazu kamen existenzielle Sorgen und Ängste. Hier waren Streit und Gewalt vorprogrammiert.
Ganz anders erging es den finanziell Bessergestellten. Nicht wenige zogen sich in ihren Zweitwohnsitz am Land zurück und hatten endlich einmal die Ruhe und Zeit, lange aufgeschobene Renovierungsarbeiten zu erledigen oder einfach auszuspannen.
Und dann war da noch die Angst. Während die einen von der Viruspanik voll erfasst wurden, sahen es die anderen gelassener. Die Daten zeigten relativ schnell – ernsthafte Gefahr gab es nur für die Risikogruppen. Dafür machte sich Angst um die persönlichen Freiheiten und die Grundrechte breit.
Die Lebensrealitäten klafften weit auseinander. Es war der Beginn der Parallelgesellschaften. Damit begann auch der Neid und das Unverständnis, was in späterer Folge zu einer Blockwartmentalität führen sollte.
In Schweden hat man sich das erspart. Die Polarisierung in der Bevölkerung war und ist viel weniger ausgeprägt. Eigenverantwortung wurde konstant hochgehalten. „Es gibt eine individuelle Verantwortung, die muss jeder für sich selbst, für seine Mitmenschen und sein Land übernehmen“, sagte damals Ministerpräsident Löfven.
Langfristige Lockdown-Folgen noch nicht absehbar
Bis heute ist die epidemiologische Wirksamkeit der Lockdowns nicht bewiesen. Die gesellschaftlichen Auswirkungen hingegen sind offenkundig – und zeichnen ein erschreckendes Bild. Im Rückblick waren die vier teilweise lang andauernden Lockdowns zweifellos ein großer Fehler. Die tatsächlichen sozialen und wirtschaftlichen Langzeitfolgen werden sich jedoch erst nach und nach zeigen.