Presseaussendung der GGI-Initiative am 28.02.2023
Es ist viel passiert in den letzten drei Jahren. Die Abwertung und Ächtung von Menschen mit abweichenden Ansichten war eine der schlimmsten Verfehlungen von Politiker:innen und Menschen öffentlichen Interesses. Sie öffneten damit die Büchse der Pandora. Plötzlich war es allen erlaubt, Andersdenkende zu beschimpfen, abzuwerten und zu demütigen. Die Expert:innen und Politiker:innen taten es ja auch. Meinungsfreiheit und offener Diskurs, als Grundpfeiler einer Demokratie, wurden damit systematisch untergraben.
Auch Vertreter der katholischen Kirche vergaßen auf ihre Grundwerte wie Nächstenliebe und Respekt. So richtete etwa Kardinal Schönborn am 10. April 2022 in der ORF-Pressestunde an die Maßnahmenkritiker:innen den Appell: „Gott, lass es Hirn regnen“. Ebenso ließ Oliver Vitouch (Rektor der Uni Klagenfurt), bezogen auf die willkürlich eingeführte 2G Regelung, über Facebook ausrichten: “Jene, die das alles kategorisch von sich weisen, müssen beizeiten beginnen darüber nachzudenken, ob eine Universität das richtige für sie ist“. Ein Sager, der verwundert. Gerade die Universitäten sollten der Platz für kritische Auseinandersetzung und kontroversen Diskurs sein. Die niederösterreichische Landeshauptfrau Mikl-Leitner attestierte ungeimpften Personen Unvernunft und betrachtet sie als Belastung für die Geimpften. Und Beate Meinl-Reisinger von den NEOS ging im September 2021 sogar soweit zu sagen: „Fetzendeppert, muss man sagen“ (gerichtet an die FPÖ, die die Impfstrategie der übrigen Parteien nicht teilte).
Wenn die Grenzen des Sagbaren verschwinden
Wir begaben uns in die Arena, wo Menschen an den Pranger gestellt wurden und Diffamierungen unwidersprochen hingenommen wurden. Niemand gebot Einhalt. Ganz im Gegenteil. Es ging noch weiter: Offen maßnahmenkritischen Menschen wurde das Leben zur Hölle gemacht. Auch dem unlängst verstorbenen Biologen und Autor Clemens Arvay wurde übel mitgespielt: in Medien gedemütigt, Wikipedia-Einträge auf diffamierende Art geändert, Videos gelöscht und seine Expertise als lächerlich und absurd abgetan.
Spätestens seit Reinhard Hallers Buch „Die Macht der Kränkung“ wissen wir, wie sehr uns Kränkungen und Abwertungen belasten. Sie machen uns krank. Die massivste Form der Kränkung ist die Demütigung, die beabsichtigte Erniedrigung. Sie zerstört alles und ist der Anfang vom Ende einer respektvollen, aufgeklärten und sozialen Gesellschaft.
Sprache schafft Wirklichkeit
In den letzten drei Jahren wurden ungeheuerliche Wörter und Sätze gesagt. In der Politik genauso, wie in unseren Familien und Freundeskreisen. Es ist dabei etwas aus den Fugen geraten und der gegenseitige Respekt blieb auf der Strecke. Diesen gilt es aber mit aller Macht einzufordern. Von der Politik genauso wie im persönlichen Umfeld. Er ist die Basis jeder Beziehung und jeder demokratischen Struktur. Auf ihn dürfen wir auf keinen Fall verzichten.
Fangen wir an, eine gemeinsame Sprache zu finden. Sprache macht etwas mit uns, verbindet uns, bringt uns einander näher oder entzweit. Oder wie der österreichische Kommunikationswissenschaftler Paul Watzlawick sagt: Sprache schafft Wirklichkeit. Es muss uns wichtig sein, wie wir in unserem Land miteinander reden. Und schlussendlich sind es immer wir, die einen Beitrag leisten können. Wir können mit Worten Frieden schaffen. Es liegt in unserer Hand.
Kanzler Nehammer meinte zuletzt, dass die Möglichkeit bestehe, einander die Hand zu reichen. Ein beigefügtes “Ich bitte um Entschuldigung” wäre von Vielen mehr als angebracht. Und die Bereitschaft aller zu verzeihen.
4 Gedanken zu „PM: #7 “Fetzendeppert” – Der Verfall von Respekt und Achtung“
Danke für eure Geste ***
Für das Sehnen nach Frieden 🕊️
Für jedes Beten, Denken und Handeln . . .
das uns Allen die innere Reife zur Erkenntnis gibt . . .
für ein blühendes, friedliches Miteinander in äußerer Vielfalt, die uns Alle stärkt 🌀
Ich verstehe jeden einzelnen der sich Aufgrund des Gesellschaftlichen Minenfeldes der letzten Jahre aktiv abgewendet hat und zum Misanthrop wurde.
Ich für meinen Teil habe absolut keine Motivation mich irgendwohin zu begeben wo fremde Menschen sind mit der Ausnahme von Veranstaltungen/Treffen welche ein direktes Hobby von mir betreffen. Dort sind wenigstens gleichgesinntere.
Alle anderen können dahin gehen wo die Sonne nicht scheint. Ich habe keine Lust, keine Energie und keinen Grund mich mit ihnen abzugeben. Ich gebe nur das zurück was ich selber erfahren habe.
Kann ich nachvollziehen. Für mich war es eine Enttäuschung, manche Menschen so anders zu erleben. Wenn bisherige Freunde sich auf einmal feindlich verhielten, wenn bisherige Intellektuelle gar keine Fragen mehr stellen wollten. Wenn Institutionen, die dienen sollten, auf einmal über Leichen gingen (bildlich). Aber ich bin dankbar für die Enttäuschung, denn die Wahrheit bringt Freiheit mit sich. Und ich durfte großartige, mutige, kluge, liebevolle Menschen kennenlernen, die ich ohne die Krise nicht kennengelernt hätte. Und letztlich hat mich die Krise viel mehr ins Gebet geführt, zwar aus Not heraus, aber auch dafür bin ich sehr dankbar.
Eine große Herausforderung dieser Krise ist, die Menschen, die einen enttäuscht haben, zu verstehen. Es ist schwer, weil meist nur geschwiegen wird, aber ich versuche es, weil ich sicher bin, dass alle ihre Gründe hatten und die wenigsten absichtlich böse handeln wollten.
Da kann ich jedes Wort unterstreichen!